Wien - Mit scharfen Worten reagierte Verteidigungsminister Norbert Darabos auf die Aussagen von Otto Habsburg, wonach es keinen Staat in Europa gebe, der mehr Recht habe, sich als Opfer zu bezeichnen, als es Österreich gewesen ist. Diese Aussagen zum Jahr 1938 seien "untragbar und ein veritabler demokratiepolitischer Skandal". Darabos sprach von einer "Verhöhnung der NS-Opfer" und die ÖVP solle sich davon distanzieren.

"Es ist unfassbar, dass jemand in Österreich 70 Jahre nach dem so genannten Anschluss, in der Öffentlichkeit derartige Thesen vertritt. Noch dazu auf einer Gedenkveranstaltung an den 12. März 1938, die von der ÖVP organisiert wurde", so Darabos.

Unerträglich sei aber auch die Reaktion des von der ÖVP zur Gedenkveranstaltung geladenen Publikums. Wenn solche "krausen Thesen" einer derartigen Geschichtsklitterung zustimmendes Gelächter und Applaus hervorrufe, müsse es klare Worte von Seiten der Verantwortlichen in der Volkspartei geben.

Murauer: "Auf populistische Hüftschüsse verzichten"

Die ÖVP stellte sich schützend vor Otto Habsburg. ÖVP-Wehrsprecher Walter Murauer meinte in einer Aussendung am Dienstag, dass es hinter den Hitler zujubelnden Massen am Heldenplatz "eine zweite, nicht öffentlich sichtbare Wirklichkeit" gegeben habe.

"Tausende im Widerstand, Tausende bereits in den Haftanstalten und zusammengestellt für die ersten Transporte nach Dachau", interpretierte Murauer Habsburgs Aussagen. Dieser hätte außerdem daran erinnert, dass Österreich von Hitler-Deutschland als Staat ausradiert worden sei und - außer Mexiko - kein Staat der Welt dagegen offiziellen Protest eingelegt habe. Dollfuß sei der einzige von den Nationalsozialisten ermordete Regierungschef Europas gewesen.

Schelte von Murauer gab es für die Kritik von Darabos: "Dem Verteidigungsminister sei geraten, auf populistische Hüftschüsse gegen einen honorigen Europäer der ersten Stunde zu verzichten". (APA)