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Seit 18. Februar verschollen: der Halleiner Steuerberater Wolfgang Ebner und ...

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die Krankenschwester Andrea Kloiber

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Tunesien? Algerien? Oder am Ende Mali? Seit Dienstag zieht sich der Fall der beiden entführten Salzburger durch halb Nordafrika. Niemand weiß, wo sich Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber aufhalten. Nicht einmal, wo sie entführt worden sein sollen. Der letzte Kontakt zu ihnen liegt schon lange zurück: Am 18. Februar tankten die beiden Touristen im südtunesischen Tataouine ihren Geländewagen auf. 300 Liter, genug Treibstoff für 2000 Kilometer. Seither sind sie spurlos verschwunden.

Am Montag hatte der arabische TV-Sender Al-Jazeera eine angebliche Nachricht der "Al-Kaida im Islamischen Maghreb" ausgestrahlt. Diese behauptet darin, Ebner und Kloiber in ihrer Gewalt zu haben (siehe "Dokumentiert"). Seither prüft ein Krisenstab im Außenministerium in Wien, ob es sich um eine tatsächliche Entführung handelt.

Passnummern verlesen

Dienstag wurde bekannt, dass die beiden Passnummern der Österreicher in der ersten Tonbandbotschaft verlesen wurden. Zudem drohen die Geiselnehmer damit, die Salzburger zu ermorden, sollte es Versuche geben, sie militärisch zu befreien.

Das Außenministerium spricht bisher dennoch nur von einer "vermeintlichen Entführung". Denn noch stehe nicht einmal fest, ob die Aufnahme von Al-Jazeera echt ist, sagte Peter Launsky-Tieffenthal, Sprecher des Ministeriums. Das Band sei derzeit von Katar nach Wien unterwegs und soll überprüft werden. Bisher haben die Entführer laut Außenministerium auch nichts gefordert, sondern nur eine weitere Botschaft angekündigt.

Band "höchstwahrscheinlich echt"

Al-Jazeera-Chefredakteur Ahmad Sheikh schätzt die Audiobotschaft im Gespräch mit dem Standard als authentisch ein: "Das Band ist höchstwahrscheinlich echt. Derselbe Sprecher hat bereits zuvor für die Al-Kaida in Nordafrika Stellung genommen." Über Quellen und Herkunft der Botschaft wollte er indes nichts sagen. Nur so viel: "Wir haben es redigiert und die Propaganda nicht gesendet."

Die Suche nach den beiden Salzburgern konzentriert sich derzeit noch auf Südwesttunesien. "Gesucht wird mit Flugzeugen, Helikoptern und sogar Kamelbrigaden", sagt Johann Fröhlich, österreichischer Botschafter, dem Standard.

Allerdings ist das fragliche Gebiet in etwa so groß wie Österreich. Und es ist alles andere als gesichert, dass sich die beiden Salzburger in Tunesien befinden. Die Behörden in Tunis geben an, dass Kloiber und Ebner das tunesische Staatsgebiet bei ihrer Sahara-Reise in Richtung Algerien verlassen haben. Die algerische Zeitung Annahare wollte dann unter Berufung auf "übereinstimmende Quellen" aus Algerien wissen, dass die beiden schon längst nach Mali verschleppt wurden. "Wir prüfen", heißt es dazu im Außenministerium.

"Erleichterung" bei den Angehörigen

Zuallererst einmal "Erleichterung, weil es das erste Lebenszeichen war und es ihnen gut gehen soll", herrschte dagegen bei den Angehörigen. Bernhard Ebner, Sohn des vermissten Halleiner Steuerberaters, ist angesichts der Meldungen, nach denen sein Vater in der Sahara entführt worden sein soll, eher wieder guten Mutes. Man habe bereits Kontakt mit jener Gruppe Österreicher geknüpft, die vor fünf Jahren - möglicherweise von derselben Organisation - in Algerien entführt worden war, begründet Ebner die positive Grundstimmung. Deren Schilderungen machen den Angehörigen jedenfalls Hoffnung. Sollten die zwei tatsächlich in der Gewalt von Entführern sein, könne sein Vater mit der Extremsituation gut umgehen, glaubt Bernhard Ebner. Er sei sehr wüstenerfahren und recht zäh. Meldungen, nach denen die zwei nach Algerien gefahren seien, könne man nicht bestätigen. Auszuschließen sei freilich nicht, dass das GPS-Navigationssystem defekt geworden sei.

Aber natürlich machten sich die Angehörigen weiter Sorgen, schildert der Sohn des mutmaßlichen Entführungsopfers die Stimmungslage. Vor allem die Bezeichnung "Al-Kaida" lasse einen "schlucken". Viel Lob gibt es von den Angehörigen für das Außenministerium. Man stehe im ständigen Kontakt und werde permanent informiert. (Thomas Neuhold, Christoph Prantner, András Szigetvari, DER STANDARD Printausgabe, 12.3.2008)