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"Pausen sind wesentlich für die Gesundheit und Produktivität".

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Stress und Leistungsdruck nehmen zu, deswegen legen die Österreicher immer weniger Arbeitspausen ein. Um das zu ändern, geht jetzt die Gewerkschaft der Privatangestellten Druck, Journalismus und Papier (GPA-DJP) mit einer bundesweiten Aktionswoche auf Sensibilisierungstour. Das Motto: "Gute Pause, besser drauf." An insgesamt 150 Standorten soll mit verschiedenen Veranstaltungen das Bewusstsein für die Bedeutung von Arbeitspausen geschärft werden. Im Mittelpunkt stehen dabei gesundheitliche und rechtliche Aspekte. "Österreich ist Europameister im Überstundenmachen", ortet Wolfgang Katzian, Vorsitzender der GPA-DJP, Bedarf für diese Kampagne. 740.000 Menschen würden mehr als 41 Stunden pro Woche arbeiten.

Gesundheit und Produktivität

"Pausen sind wesentlich für die Gesundheit und Produktivität", meint der Arbeitspsychologe Gerhard Klicka. Er appelliert an Unternehmen, eine Art "Pausenkultur" zu verordnen, da die selbst gewählten Ruhephasen viel zu spät erfolgen würden. Als Vorbild könnten südliche Länder mit ihrer Siesta fungieren. "Wenn der Klimawandel so weiter geht, dann kommt das vielleicht auch automatisch bei uns", so Klicka, der für einen kurzen Mittagsschlaf plädiert. Der Körper könne sich auf diese Weise sehr gut regenerieren. Der Power-Nap dürfe aber nicht länger als eine Viertelstunde ausfallen. Firmen sollten dafür "Schlafräume" zur Verfügung stellen.

Laut einer Ifes-Umfrage unter österreichischen Angestellten sind in den meisten Betrieben Arbeitspausen vorgesehen. 15 Prozent der Befragten gaben an, dass in ihrem Unternehmen keine geplant sind. Akuter Handlungsbedarf besteht laut den Studienautoren vor allem bei Kleinbetrieben mit bis zu vier Beschäftigten. 46 Prozent sagten, dass Erholungsphasen nicht fixer Bestandteil des Arbeitsprozesses sind. Acht von zehn Beschäftigten nehmen dort, wo eine Pause vorgesehen ist, diese auch regelmäßig in Anspruch. 20 Prozent machen das fallweise oder gar nicht. Der am häufigsten genannte Grund: Der Arbeitsaufwand würde das nicht zulassen.

"Arbeit hat Vorrang"

Insgesamt haben drei Viertel der Angestellten in ihren Betrieben Pausenräume zur Verfügung. 47 Prozent der Befragten gaben an, dass die Mittagspause in ihrer Firma nicht bezahlt wird. "Arbeit hat Vorrang und Gesundheit hat Nachrang", laute die Quintessenz der Umfrage, so der Meinungsforscher Georg Michenthaler. Die Österreicher hätten immer weniger Zeit für Arbeitspausen, da die Verantwortung zunehmend auch in die unteren Ebenen verlagert werde. Bei den leitenden Angestellten gaben 80 Prozent an, dass sie sich aufgrund des Stresses keine Pausen gönnen würden.

Psychische Erkrankungen nehmen zu

"Kaum ein Gesetz wird in Österreich so oft gebrochen wie das Arbeitszeitengesetz", konstatiert GPA-DJP Chef Katzian chronische Verantwortungslosigkeit der Unternehmen auf dem Rücken der Arbeitnehmer. Das Burnout-Syndrom sei mittlerweile von einer reinen Management- zu einer Art Volkskrankheit mutiert. Die kontinuierliche Zunahme an psychischen Erkrankungen führt Katzian auf den in den "letzten Jahren stark gewachsenen Arbeitsdruck" zurück. Deswegen will die Gewerkschaft jetzt selbst den "Druck erhöhen", vor allem in Bezug auf die Einhaltung des Arbeitszeitengesetzes. "Wir werden das Arbeitsinspektorat ersuchen, verstärkt auf die rechtlichen Bedingungen zu achten", erläutert Katzian.

Konkrete Maßnahmen für eine gesunde "Work-Life-Balance" könnten die Schaffung von eigenen Pausenräumen etwa in Shoppingzentren sein. Ähnliche Strukturen wünscht sich Katzian auch für "gesamte Einkaufsstraßen". Der GPA-DJP Chef glaubt, dass vor allem bei der jungen Generation schon ein Umdenkprozess im Gange ist: "Weniger Stress wird wichtiger als Karriere und Geld." Mit der "Aktionswoche" wolle die Gewerkschaft einen Beitrag zu einem allgemeinen "gesellschaftlichen Stimmungswandel" leisten. (om)

Rechtliche Grundlagen laut Gewerkschaft

  • Mittagspause

    Wer länger als 6 Stunden arbeitet, hat Anspruch auf eine halbe Stunde Pause. Diese kann auch aufgeteilt werden (2 x 15 oder 3 x 10 Minuten). Der Arbeitgeber muss diese Pause nicht bezahlen, aber gewähren.

  • Bildschirmpause

    Wer länger als zwei Stunden täglich Bildschirmarbeit macht, hat Anspruch auf 10 Minuten Pause nach jeweils 50 Minuten. Auch Tätigkeitswechsel, die die Belastung durch die Bildschirmarbeit ausgleichen, gelten wie Pausen. Bildschirmarbeitspausen müssen vom Arbeitgeber bezahlt werden.

  • Arbeiten am Wochenende

    Wenn länger als 6 Stunden gearbeitet wird, ist eine Pause von 30 Minuten einzuhalten. Zum Wochenende steht bei einer Arbeitszeitverteilung von Montag bis Freitag oder Samstag grundsätzlich eine ununterbrochene Wochenendruhe von 36 Stunden zu. Es sind aber Ausnahmen durch Kollektivverträge oder Verordnungen möglich.