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Präsident Sarkozy bei seiner Stimmenabgabe in Paris.

Foto: APA/EPA/YOAN VALAT
Paris - Die Franzosen haben ihrem Präsidenten Nicolas Sarkozy bei der Kommunalwahl am Sonntag einen Denkzettel verpasst. Nach Hochrechnungen des Instituts CSA gewannen die Linken und Grünen landesweit zusammen 47,5 Prozent der Stimmen, das konservative Lager kam nur auf 40 Prozent. Mehrere UMP-Hochburgen wie Straßburg oder Toulouse gerieten ins Wanken. Sozialistenchef Francois Hollande bezeichnete das Votum als "Warnung" an Sarkozy. Die UMP gestand Verluste ein, sah aber keinen Erdrutschsieg der Opposition.

Die Sozialisten als größte Oppositionspartei hatten dazu aufgerufen, den Urnengang in knapp 36.700 Städten und Gemeinden zu einer Abrechnung mit Sarkozy zu machen. Der vor zehn Monaten gewählte Präsident hatte zuletzt stark an Popularität verloren, was Meinungsforscher auf ausbleibende Ergebnisse seiner Reformen und die intensive Medienberichterstattung über sein Privatleben zurückführen. In den meisten Kommunen fällt die endgültige Entscheidung bei der Kommunalwahl erst in der zweiten Runde am kommenden Sonntag. Gleichzeitig werden bis nächste Woche auch 2020 Bezirksvertreter gewählt.

"Unmut" über Sarkozy

Hollande sagte, das Ergebnis zeige den Willen der Wähler, ihren Unmut über Sarkozy zum Ausdruck zu bringen. Dieser habe nichts gegen die schwindende Kaufkraft der Franzosen angesichts stark gestiegener Inflation unternommen. Die im Vorjahr gegen Sarkozy gescheiterte sozialistische Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal rief die Wähler auf, der UMP im zweiten Wahlgang einen noch deutlicheren Denkzettel zu verpassen. "Sonst wird sich nichts ändern", sagte Royal.

Premierminister Francois Fillon meinte, das Ergebnis sei nicht so schlecht wie vorhergesagt. Er kündigte eine Fortsetzung des von Sarkozy in Aussicht gestellten Reformkurses an. Den Sozialisten warf er vor, lokale und nationale Politik in unzulässiger Weise vermengt zu haben. Umfragen zufolge glaubt die Hälfte der Franzosen, dass ein deutlicher Verlust der UMP bei der Kommunalwahl eine persönliche Niederlage für den Präsidenten wäre.

"Rutsch nach links"

Das Institut Ipsos bezeichnete das Ergebnis als einen "Rutsch nach links". Schlecht schnitt die rechtsextreme Partei Front National von Jean-Marie Le Pen ab, die laut CSA nur noch auf zwei Prozent der Stimmen kam. Die Beteiligung war mit geschätzten 70 Prozent recht hoch.

Die Linke behält den Prognosen zufolge die beiden großen Städte Paris und Lyon in ihrer Hand, die sie den Konservativen bei den Kommunalwahlen 2001 abgejagt hatte. Laut CSA standen die Sozialisten zudem vor einem Sieg in der drittgrößten Stadt Marseille und in konservativen Hochburgen wie Straßburg und Toulouse. Die Sozialisten wollen bei der Wahl 30 bis 40 Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern zurückzuerobern, die sie 2001 an die Konservativen verloren hatten.

Stichwahl am kommenten Sonntag

Schon in der ersten Wahlrunde gewannen die Sozialisten laut IPSOS in der 109.000-Einwohner-Stadt Rouen und lösten den der UMP nahestehenden Amtsinhaber ab. In Lille als Frankreichs elftgrößter Stadt wurde die sozialistische Amtsinhaberin Martine Aubry im ersten Durchgang bestätigt. Auch in der nordwestfranzösischen Stadt Caen, deren 117.000 Einwohner bisher von einem UMP-Bürgermeister regiert werden, lag der sozialistische Herausforderer vorne. Dort wird sich die Lage wie in den meisten Städten Frankreichs aber erst in einer Stichwahl am kommenden Sonntag entscheiden. (APA)