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Im Vorjahr wurden in Österreich 66.167 und ein halbes Stück Ecstasy von der Polizei sicher-gestellt - mehr als doppelt so viele wie 2006.

Foto: dpa/Roesseler
Wien - Was den illegalen Drogenhandel betrifft, kennt Innenminister Günther Platter (VP) kein Pardon: "Dieser abscheuliche Zweig der organisierten Kriminalität zielt auf die Schwächsten der Gesellschaft, nämlich auf Kinder und Jugendliche", ist er überzeugt. Gemäß dieser Bewertung sind im Vorjahr rund 3500 Schüler und Lehrlinge zweifach zum Opfer geworden - einmal als Kunden von Dealern, einmal als Betroffene von Strafanzeigen. Insgesamt wurden 2007 genau 24.166 Anzeigen nach den Straftatbeständen des Suchtmittelgesetzes erstattet. Pro Tag also 66. Gegenüber 2006 bedeutet dies einen leichten Anstieg um 0,66 Prozentpunkte. Regional zeigten sich aber große Unterschiede bei den Anzeigen. Bei den sichergestellten Mengen gab es vor allem bei Heroin und Ecstasy große Steigerungen.

117 Kilo sichergestelltes Heroin im Schwarzmarktwert von fast zehn Millionen Euro bedeutete einen Anstieg um 240,93 Prozent gegenüber 2006. Bei Kokain gab es mit 78,1 Kilogramm (rund 4,3 Millionen Euro wert), einen Anstieg um 26,42 Prozent. 66.167 und ein halbes Stück Ecstasy bedeuteten um 114, 45 Prozent mehr als 2006. LSD spielt in der Bilanz mit insgesamt 1058 aus dem Verkehr gezogenen Trips kaum ein Rolle. Außerdem wurden rund 1276 Kilo Cannabisprodukte erwischt, das bedeutete einen Rückgang um 36,30 Prozent beim Kraut, um 34,80 Prozent beim Harz und um 5,09 Prozent bei den selbst angebauten Pflanzen. Was festgenommene Verdächtige betrifft, hielten sich im Vorjahr Österreicher und Ausländer mit 48 zu 52 Prozent beinahe die Waage.

Balkanroute

Nichts geändert hat sich an den Handelswegen. Österreich liegt am Endpunkt der sogenannten Balkanroute von Asien über die Türkei, Bulgarien, Serbien, Kroatien und Slowenien. Kaum Veränderungen wird wahrscheinlich auch die kommende Woche in Wien tagende UNO-Drogenkommission feststellen. Vor zehn Jahren war ein engagiertes Programm zur weltweiten Reduzierung von unerlaubten Substanzen gestartet worden, nun wird evaluiert.

Die "European Coalition for Just and Effective Drug Politics" (ENCOD), eine Plattform von NGOs und Privatpersonen, darunter auch Mediziner und Suchtexperten, fordert den umgekehrten Weg: die Legalisierung des Anbaus von Hanf-, Mohn- und Kokapflanzen für Eigengebrauch. Für Platter, nicht nur als Politiker, sondern auch als Privatmensch, ein "Kommtnichtinfrage". (simo, DER STANDARD Printausgabe, 8./9.3.2008)