Erstmals ist ein reiner Finanzinvestor der reichste Mann der Welt: Warren Buffett, ein alter Herr, 62 Milliarden Dollar schwer. Er produziert keine Güter und bietet keine Dienstleistungen an - außer Finanzdienstleistungen. Er investiert lediglich in Firmen. Die beiden nächstreichen - der mexikanische Telefonkonzern-Besitzer Carlos Slim und Microsoft-Gründer Bill Gates, der nur noch Dritter ist - haben ihr Geld mit greifbaren Produkten bzw. mit konkreten Dienstleistungen gemacht. Buffett hantiert mit Geld (und wer sich an einer seiner Finanzdienstleistungen beteiligt hat, ist meist sehr gut dabei gefahren). Das sagt vermutlich schon etwas über die Strukturänderung der Weltwirtschaft: Vor hundert Jahren gab es Stahl-, Eisenbahn-und Ölbarone, dann Auto-Zaren, Chemie-Mogule, Elektrik-Giganten usw. Zuletzt ein paar jugendliche Internetmilliardäre. Man nennt das Realwirtschaft. Der reichste Mann der Welt investiert zwar auch zum Großteil in reale Unternehmen und nicht in Finanzinstrumente und Derivate (weswegen er der reichste Mann geblieben ist), aber er finanziert eben nur. Er markiert den Übergang von der Produkte- und Services-Wirtschaft zur reinen Finanzwirtschaft. (Hans Rauscher, DER STANDARD - Printausgabe, 7. März 2008)