Ein Job, der nicht unbedingt reich macht

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v.l.n.r.: Beatrice Jaschke von der Universität für angewandte Kunst Wien, Moderator Christian Zillner, Karin Wolf vom Institut für Kulturkonzepte, Martin Sigmund von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

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Das Arbeitsfeld Kultur erlebt einen Boom, stellt aber auch vielfältige Anforderungen an Kulturorganisationen und deren Mitarbeiter: Unternehmertum, Multitasking und Professionalität. Welche Rolle Aus- und Weiterbildung in der Kulturarbeit spielen, darüber diskutierten im Rahmen der gegründeten Plattform 'fasten seatbelts', Beatrice Jaschke von der Universität für angewandte Kunst Wien (Masterlehrgang ecm - educating, curating, managing), Martin Sigmund von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Invent Event – Universitätslehrgang Eventkommunikation) und Karin Wolf vom Institut für Kulturkonzepte (Unilehrgang Kultur&Organisation für Führungskräfte im Kulturbereich) unter der Moderation von Christian Zillner.

Symbiose Wirtschaft und Kunst

Menschen, die im Kulturbereich arbeiten, stehen zunehmend vor der Herausforderung, Wirtschaftlichkeit und Vermarktung mit inhaltlichen und qualitativen Ansprüchen zu verbinden. Jaschke drückt es so aus: Im Kulturbetrieb spielten Management und Professionalisierung eine große Rolle und auch für den Künstler selbst gehe es letztlich um Selbstvermarktung. "Was die Rolle von Kulturmanagement ist, ist eine knifflige Frage. Das eine ist der rein ökonomische Weg, der für mich der falsche ist. Es ist eher eine unternehmerische Strategie um künstlerische Produkte zu etablieren", beschreibt Wolf die Herausforderung.

Als "heißes Thema" bezeichnet es Sigmund: "Konrad Paul Liessmann hat bei seiner Eröffnungsrede zur Klangwolke das Ende der autonomen Kunst angesprochen und hat es nicht bedauert." Eine Möglichkeit seien Events, um hier gestaltend einzugreifen. Man höre zwar oft den Vorwurf, Events stellen den Menschen in den Mittelpunkt, es gehe nur um Sehen und Gesehen werden und die Kunst werde an den Rand gedrängt. "Aber ich sehe Events als Kulturform der lernenden Gesellschaft."

Schlecht bezahlt

Dass der Kultursektor nicht der richtige ist, wenn man hohe Gehaltsstufen in seiner Karriere anstrebt, darüber sind sich alle Diskutanten einig. "Wir haben vorab dem Ministerium für Unterricht, Kunst und Kultur einige Fragen zum Thema geschickt. "Rar sind leider nach wie vor interessante, gut bezahlte Jobs", ist eine der Antworten, die zurückgekommen ist", berichtet Zillner.

"Es ist eine Strategie der kleinen Nadelstiche", so sieht es Wolf und meint damit die Bewusstseinsarbeit, dass die Arbeit, die diese Menschen machen, auch eine Leistung ist. Dafür brauche es allerdings auch Vernetzung. Und immerhin: das Bewusstsein in der Politik sei schon ein erster Schritt.

Fördertöpfe und Personalentwicklung

"Gerade das wollen wir mit qualitativer Aus- und Weiterbildung verändern, dass die Jobs im Kultursektor schlecht bezahlt sind. Und da kann nämlich auf lange Sicht ein gestärktes Selbstbewusstsein bei Gehaltsverhandlungen helfen", ortet auch Jaschke Verbesserungsbedarf. "Mit der Plattform wollen wir als Konkurrenten auch gemeinsam dieses Anliegen verfolgen. Das ist natürlich auch politisch, denn wir wollen Fördertöpfe erstellen, damit unsere Ausbildungen auch leistbarer werden." Auch die verschiedenen Institutionen selber könnten im Rahmen der Personalentwicklung in Weiterbildungen investieren, denn derzeit sei es leider so, dass sich die meisten die postgraduellen Lehrgänge selber bezahlen und das grenze oft an Selbstausbeutung.

Vom richtigen Zeitpunkt

"Sicher nicht unmittelbar nach einem Studium", sind sich alle Diskutanten einig. Wichtig sei es, dass man schon einige Zeit in einer (Führungs)position im Kulturbereich gearbeitet hat, damit man wisse, wo man selbst steht und wohin man will. (mat, derStandard.at, 9.3.2008)