Pristina/Belgrad - Im Kosovo ist die kurze öffentliche Debatte über den Verfassungsentwurf abgeschlossen worden. Der unter Mitwirkung ausländischer Verfassungsexperten angefertigte Entwurf könnte Ende März oder Anfang April vom kosovarischen Parlament beschlossen werden, sagte der Leiter der Verfassungskommission, Hajredin Kuqi. Die Verfassung wurde im Einklang mit den Vorgaben von UNO-Chefvermittler Martti Ahtisaari zur "überwachten" Unabhängigkeit des Kosovo ausgearbeitet. Dieser hatte sich am 17. Februar einseitig für unabhängig von Serbien erklärt.

Die Republik Kosovo wird im Verfassungsentwurf als "unabhängiger, souveräner, demokratischer, einheitlicher und unveräußerlicher Staat aller seiner Bürger" definiert. "Der Kosovo erhebt weder Gebietsansprüche auf irgendeinen Staat oder Staatsteil noch wird er Vereinigung mit irgendeinem Staat oder Staatsteil fordern", steht im ersten Absatz des Verfassungsentwurfes in Anspielung auf die verbreitete Furcht vor einem "Großalbanien". Der Kosovo sei eine multiethnische Gesellschaft, die auf demokratische Weise verwaltet werde. Albanisch und Serbisch seien die Amtssprachen, auf Kommunalebene stünden auch die türkische, bosniakische und die Roma-Sprache entsprechend den gesetzlichen Regelungen im Gebrauch.

"Der Kosovo ist ein säkularer Staat, der neutral im Hinblick auf die Frage der Religionsüberzeugungen ist", steht in der Verfassung weiter. Im Kosovo wird entsprechend dem Verfassungsentwurf eine einheitliche Währung verwendet, ihr Name wird aber nicht angegeben. Nachdem die südserbische Provinz im Juni 1999 unter UNO-Verwaltung gekommen war, wurde der serbische Dinar zuerst durch die Deutsche Mark und anschließend den Euro ersetzt. In den Serben-Enklaven ist der Dinar weiterhin das Zahlungsmittel.

"Koordination mit internationalen Vertretern"

Wie bisher sollen im 120-Sitze-Parlament 20 Mandate für die ethnischen Minderheiten reserviert sein, darunter zehn für die serbische Volksgruppe. Der Präsident wird mit einer Zweidrittelmehrheit vom Parlament gewählt werden. Der Verfassungsentwurf sieht zudem die Errichtung von kosovarischen Sicherheitskräften vor, die in "engster Koordination mit internationalen Vertretern sein" würden.

Die kosovarische Staatsbürgerschaft sollen nach dem Buchstaben der Verfassung alle Bürger der ehemaligen Bundesrepublik Jugoslawien erhalten, die am 1. Jänner 1989 ihren ständigen Wohnsitz im Kosovo hatten. Somit können auch die 150.000 Serben, die beim Abzug jugoslawischer Truppen im Juni 1999 aus dem Kosovo geflüchtet waren, um den Pass des neuen Staates ansuchen. (APA)