Ich kenne keinen triftigen Grund, weshalb man dieses Grundbedürfnis nach einer thematischen Zentrierung des Daseins nicht auch ins Privatleben hinein ausweiten sollte. "Themenfeste" haben den Vorteil, das unstrukturierte Anbaggern, Abtanzen und Umsägen, welches ein nicht-thematisch organisiertes Fest charakterisiert, durch ein übergeordnetes Leitmotiv gleichsam zu adeln und ihm so einen neuen und tieferen Sinn zu verleihen. Da ist es dann auch kein großes Malheur, wenn man zeitweilig einer Themenverfehlung zum Opfer fällt und versehentlich als Cäsar im Wilden Westen oder im schwarzen Frack auf einer Fête Blanche aufkreuzt.
Contra---
Von Thomas Rottenberg
Die Initiation fand am Schulskikurs statt. Da gab es nämlich eine Toga-Party. Und weil wir alle weißes Bettzeug mitgenommen hatten, war das so etwas wie der Ursprung des seit ein paar Jahren durch die Partyszene metastasierenden Fête-Blanche-Unfugs: Uniformität macht Gruppe. Man gehört zusammen - und also dazu. Da tanzt und lacht man viel leichter über die eigene Schüchternheit hinweg. Alles ergab sich wie von selbst.
Das merkte der als Cäsar gewandete Klassenlehrer aber erst (und mit Entsetzen), als er einen Zimmerrundgang machte: Erstaunlich früh waren erstaunlich viele Schüler verschwunden.