Wien - "Innerhalb der Kreativwirtschaft verdienen wir am Schlechtesten und haben die höchsten Arbeitszeiten", meint Oliver Schürer, Assistent am Institut für Architekturwissenschaften der TU Wien, knapp. In seiner neuen Studie "Berufsfeld Architektur 1.0 - Bestandsaufnahme und Zeitdiagnose" stellt er Klischees harte Fakten über die Branche entgegen.

Die Jobsuche nach dem Diplom gestaltet sich für viele schwierig, erklärt Schürer. Ihm nach sammeln manche Büros stapelweise Bewerbungsmappen, nur um der Selbstbestätigung willen und ohne sie je anzusehen. Die daraus resultierende "Durststrecke" führt bei vielen zum Abdriften in andere Branchen - Grafik, Produkt- oder Webdesign und Ähnliches.

"Man kommt viel leichter als bei anderen Studienrichtungen auch in andere Sparten rein", bestätigt Enida Suljagic, Architektur-Fachschaft-Vorsitzende der TU Wien. Doch um diesen Ruf reißt sich die Architektur nicht, denn für die rund 3000 Studierenden werden nur begrenzt Ressourcen bereitgestellt.

"Die TU will ihr Profil als Forschungsstandort stärken. Aber wie will man in der Architektur Forschung definieren? Sie tut sich am schwersten, ihre Leistungen zu argumentieren", erklärt Patrick Jaritz von der Fachschaft das Problem, das eine Folge der autonomen Uni darstellt. Denn Geld in die Lehre zu stecken, bei recht hohen Drop-out-Quoten in den ersten Semestern, freut die TU nicht. "Ein Architekturstudent kostet im ersten Jahr am allermeisten", meint Nicole Neumayr von der Fachschaft. Sie glaubt daher, dass in Zukunft ein Auswahlverfahren eingeführt wird. (rom/DER STANDARD-Printausgabe, 4. März 2008)