Einen letzten Versuch haben CDU und SPD in Hessen am Mittwoch noch unternommen. Man traf sich, um Chancen für eine große Koalition auszuloten. Doch das Gespräch war bald beendet, die CDU will nicht mehr mit der SPD verhandeln. „Schonungslos“ habe sich offenbart, dass SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti ohnehin nur noch eine rot-grüne Minderheitenregierung, die von den Linken toleriert wird, im Auge habe, klagt CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg. Ypsilanti hatte ja tags zuvor dieses Szenario bestätigt und eingeräumt, mit ihrem Schritt Richtung Linkspartei ein Wahlversprechen brechen zu müssen.

Diese von SPD-Chef Kurt Beck unterstützte Öffnung zur Linkspartei in den West-Bundesländern vergrault jedoch nicht nur die CDU. In einer Forsa-Umfrage für den Stern stürzte die SPD auf einen neuen Tiefstwert ab. Sie verlor im Vergleich zur Vorwoche vier Prozentpunkte und kommt nur noch auf 24 Prozent, während die Union bei 38 liegt. Desaströs sind Becks persönliche Werte: Nur zwei Prozent der Deutschen glauben, dass Beck die Probleme des Landes lösen könne. Bescheidene sechs Prozent meinen, er habe das Zeug zum Bundeskanzler.

Steinmeier als Ersatz

Auch in der SPD selbst halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass Spitzengenossen nun Becks Kanzlerkandidatur 2009 verhindern wollen. Offiziell will die SPD diese Personalie in rund einem Jahr entscheiden. Schon jetzt wird spekuliert, dass dann nicht Beck, sondern sein Vize, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, zum Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel gekürt werden soll. Steinmeier selbst genießt hohe Sympathiewerte, weshalb es auch Überlegungen gibt, Steinmeier solle Beck gleich auch als Parteichef ablösen. Das Problem: Steinmeier wäre der vierte SPD-Chef seit 2004.

Doch auch wenn die Parteispitze den Linksschwenk von Beck und Ypsilanti mitträgt – Unbehagen bleibt. So sagte SPD-Fraktionschef Peter Struck am Mittwoch vor ausländischen Journalisten über Ypsilantis Wahl zur Ministerpräsidentin durch SPD, Grüne und Linke: „Sie geht ein hohes Risiko ein.“ Schließlich sei nicht absehbar, ob alle SPD-Abgeordneten Ypsilanti unterstützen. Die sechs Mandatare der Linkspartei wollen alle Ypsilanti wählen. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 6.3.2008)