Berlin - Seit dem Wintersemester 2007 trägt die Freie Universität Berlin das Prädikat "wertvoll": Mit einem Mal ist die größte Hochschule der deutschen Hauptstadt eine "Elite-Universität" geworden.

Die Idee der Exzellenzinitiative gibt es in Deutschland schon seit einigen Jahren. Sie zielt darauf ab, den Wissenschaftsstandort Deutschland "nachhaltig zu stärken" und seine "Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern", heißt es vonseiten der Uni. Das Ziel ist es, die Spitzen der Universitäten - also die "Elite" - sichtbarer zu machen. Dafür wird viel Geld freigesetzt, der Bund pfeffert eine beträchtliche Summe in die Forschungsförderung.

In den nächsten Jahren können sechs Universitäten mit einer zusätzlichen staatlichen Förderung von jeweils insgesamt etwa 100 Millionen Euro rechnen. Sie wurden nach einem Auswahlverfahren im Oktober dieses Jahres zur Elite erhoben: die FU, die Technische Hochschule Aachen, sowie die Unis Freiburg, Göttingen, Heidelberg und Konstanz. Forschung hui - Lehre pfui

Warum freuen sich die 34.000 Studierenden der FU dann nicht, wenn sie von einem Tag zum anderen plötzlich elitär studieren? "Die Studenten bleiben auf der Strecke", so der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA). "Das Land Berlin streicht Geld für die Lehre an den Hochschulen und fördert nur mehr die Forschung. Die Betreuungsverhältnisse sind katastrophal."

Tatsächlich widmen sich die Professoren nun vermehrt den Forschungsaufträgen. Die Studenten sehen sich mit Lehrbeauftragten abgespeist. Bibliotheken werden zusammengelegt oder verkauft. Erst kürzlich wurde die ethnologische Bücherei an den Klett-Verlag verausgabt, der nun in den Räumlichkeiten die private "Deutsche Hochschule für Weiterbildung" eröffnet - gebührenpflichtig. Wenig rentable geisteswissenschaftliche Fachbereiche werden, laut Studierendenverbänden, zusammengelegt.

Der AStA geht in die Offensive. Neben den Protestbewegungen initiierte er im Sommer 2007 eine repräsentative "Umfrage zur Studierbarkeit" an der FU Berlin. Dass die Lage auf der deutschen Spitzen-Uni alles andere als spitze ist, zeigte sich daran deutlich: Der Bologna-Prozess scheitere auf ganzer Linie. Die Studierenden werden schlecht betreut und selbstbestimmtes Lernen untergraben. (jir/DER STANDARD-Printausgabe, 4. März 2008)