Die Ur-"Schneckerln" im Zoom - hier mit dem originalen Herbert-Prohaska-Gesicht.

Foto: Corn

Wien - Rund um den Fußball gibt es tatsächlich noch spannende Fragen abseits der Abseitsregel. Zum Beispiel, warum er eben rund ist, der Ball - und trotzdem so viele Ecken hat. Da können Kinder schon ganz schön ins Grübeln geraten. Oder: Wie viel Schweiß ein Schiedsrichter während 90 Spielminuten ausschüttet - und wie viel ein Tormann transpiriert. Wobei man bei Kindern jedenfalls auch mit Gegenfragen rechnen muss: "Ein österreichischer oder ein anderer Tormann?"

Das Wiener Kindermuseum Zoom hat sich anlässlich der EURO in der neuen Ausstellung ganz dem Fußball verschrieben - kein einfaches Unterfangen. Populär-banal darf das nicht ausfallen - gleichzeitig neugierig und ordentlich Spaß machen.

Kuratorin Yvonne Leonard hat daher gemeinsam mit Elisabeth Limmer und Christina Schumacher etwa ein Computerprogramm entwickelt, mit dem die Besucher spielerisch entdecken können, warum ein Ball eine Kurve fliegen kann. Da erfahren sie auch, dass ein Schuss mit 130 Km/h in zehn Metern Entfernung wie der Zusammenstoß mit einem 200 Kilo schweren Kalb wirkt - gleichzeitig können die Kinder garantiert schmerzfreie Kopfbälle schießen. Bei der Computerinstallation "Bubbles" mit virtuellen Seifenblasen.

Oder sie probieren einfach aus, wie sie mit der Originalhaartracht von "Schneckerl" Prohaska aussehen. Und wie mit einem klassischen "Vokuhila".

"Wie bei allen Ausstellungen ist es uns auch hier wieder wichtig, dass Kinder Wissen und Wissenschaft auf spielerischer Ebene selbst entdecken können. Und dass das mit einem künstlerischen Zugang kombiniert wird", erläutert Zoom-Direktorin Elisabeth Menasse-Wiesbauer im STANDARD-Gespräch.

Genau diese "Unterstützung der Kreativität" sieht Menasse-Wiesbauer "im Schulsystem etwas vernachlässigt. Da geht es nicht um abrufbares Pisa-Wissen, auch nicht um Konsumieren und Reproduzieren - da wird vielmehr die Lust am Umsetzen gefördert."

Dies eröffne auch Chancen in einer Gesellschaft, "in der es immer weniger vorgegebene Berufe gibt", ist die Zoom-Direktorin überzeugt. "Künftig wird man sich immer mehr selbst etwas finden müssen."

Ein Ziel müsse es auch sein, "den Menschen so neugierig wie Kinder zu belassen. Daher würden im Zoom auch Themen wie Archäologie "nicht kopflastig sondern als sinnliche Erfahrung vermittelt. Kinder wollen ohnehin alles angreifen und buchstäblich be-greifen. Und das ist doch die Grundvoraussetzung für die Forschung."

Menasse-Wiesbauer, die kürzlich für weitere fünf Jahre als Zoom-Direktorin bestätigt wurde, will auch künftig auf eine Mischung von leichten, künstlerischen und gesellschaftlichen Themen setzen. Da kann es etwa um das Zaubern gehen - das sei auch Wissenschaftsvermittlung. Ein weiteres Thema soll bewusstes und differenziertes Konsumieren sein. Im Herbst wird vorerst aber wieder ein wissenschaftliches Thema sinnlich aufbereitet: Die griechische Antike. (frei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. 3. 2008)