Es sind Satelliten, deren Ablaufdatum erreicht ist, abgetrennte Raketenteile, Werkzeuge, die bei Weltraumspaziergängen verlorengingen, oder Teile von explodierten Sonden: Etwa 500.000 Schrott- und Trümmerteile zirkulieren laut Schätzungen von Stephan Mayer von der Weltraumagentur der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG im All. Nur etwa 100.000 sind lokalisiert.

Weltraumschrott ist mitunter recht klein - und nicht gerade ungefährlich für Raumfahrzeuge. Da er sich mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von rund zehn Kilometern pro Sekunde durch das All bewegt, können Einzelteile durchaus Satelliten außer Gefecht setzen. Der schlimmste Fall wäre ein Einschlag in einem bemannten Raumschiff oder der Internationalen Raumstation ISS. Selbst ein nur wenige Millimeter kleines Partikelchen könnte sich wie die Kugel eines Scharfschützen durch den Schutzanzug von Astronauten bei Außenarbeiten im All bohren. "Im Grunde ist es ein Vabanque-Spiel, der Müll ist ein Teil einer Weltraummission, auf den man keinen Einfluss hat", sagte ein Nasa-Experte zur Deutschen Presse-Agentur.

Tatsächlich wurden bereits die Fenster eines Spaceshuttle von einem nicht einmal einen Zentimeter großen Partikel, das mit großer Geschwindigkeit auf das Raumschiff zuraste, beschädigt. Das Hubble-Space-Teleskop wurde auch nicht verschont.

Laut Berichten des Europäischen Kontrollzentrums Esoc verzeichnete es gleich mehrere tausend Kollisionen. Auch der Flugverkehr auf der Erde scheint betroffen zu sein: Vor etwa einem Jahr soll ein brennendes Stück Weltraumschrott über dem Südpazifik ein chilenisches Passagierflugzeug knapp verfehlt haben.

Mittlerweile ist einiger Aufwand nötig, um die Bedrohung so klein wie möglich zu halten. Mit teuren Überwachungsanlagen wird der Weltraumschrott geortet. Die US-Space Commmand hat bereits eine große Datenbank. In Europa sollen, so Mayer, nationale Beobachtungsstationen in den nächsten zehn bis elf Jahren vernetzt werden. In Deutschland und Frankreich würden bereits große Radaranlagen existieren. Eine österreichische Station werde aus Kostengründen wohl nicht entstehen.

Sind die Schrottteile ausfindig gemacht, dann versucht man zweierlei: einerseits die Satelliten vorbeizumanövrieren, weshalb es seit Jahren üblich ist, Ersatztreibstoff für die Ausweichmanöver mitzunehmen. Andererseits werden diese Bruchstücke und ausgedienten Sonden unter anderem in den Friedhofsorbit (graveyard orbit) gesteuert. Dieser liegt über dem Orbit für Satelliten. Oder man versucht sie in eine Umlaufbahn zu bringen, wo die Flugkörper nach 25 Jahren durch Reibung mit der Atmosphäre verglühen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. 3. 2008)