Kam nach Wien aus "Liebe zur Stadt", lernte "in Kaffeehäusern" Deutsch: die gebürtige Iranerin Shams Asadi.

F.: Corn

Letzte Woche Madrid, diese Woche Ankara: Shams Asadi ist viel unterwegs. Die Iranerin vertritt die Wiener Raumplanung in internationalen Fachgremien. "Wien hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Das will ich der Stadt zurückgeben", erklärt die 46-jährige Stabsstellenleiterin an der Wiener MA 18.

Zurzeit koordiniert Asadi gemeinsam mit anderen Abteilungen die Umsetzung des neuen Stadtentwicklungsplans, wobei sie darauf achtet, dass die Flächen "möglichst gemischt", also betrieblich und wohnräumlich, genutzt werden. Auf diese Weise würden leerstehende Gebäude adäquat nachbesetzt, Öffis besser ausgelastet, und "die Mischung aus lebendigen und faden Elementen" im Stadtgebiet wäre ausgewogen, meint Asadi.

Nach Wien kam sie vor neunzehn Jahren, ohne Jobaussichten und "der Liebe zur Stadt wegen", mit einem Touristenvisum. Deutsch lernte sie vorerst "in Kaffeehäusern", an der TU holte sie jenen Teil des Raumplanungsstudiums nach, der ihr vom Bachelor auf den Diplomingenieur fehlte. Durch den Besuch von Veranstaltungen - "Wien hat ein wunderbares Angebot an Fachveranstaltungen mit freiem Eintritt" - gelang es ihr, tiefer in die Raumplanungsszene einzudringen. "Sprachkenntnisse und Netzwerke" sieht Asadi auch als Erfolgsfaktoren für die Karriere einer Zugewanderten, wobei sie glaubt, dass es Migrantinnen "in der Wissenschaft leichter haben als anderswo": Das Publikum auf Fachkonferenzen sei vielsprachig und teile Interessen, was den Aufbau von Netzwerken erleichtere. Forscher "Art Familie"

Dass die Wissenschaft Migrantinnen einen leichteren Einstieg ermöglicht, glaubt auch Fatima Ferreira-Briza, Allergologin an der Uni Salzburg und Leiterin des Christian-Doppler-Instituts. "Der Forscherkreis ist eine Art Familie, man hilft sich gegenseitig", meint Ferreira.

Als ihr Ehemann 1990 aus Jobgründen von Toronto nach Wien übersiedelte, ging die Brasilianerin mit - doch nicht, ohne vorher Kontakt zu einem prominenten Wiener Allergologen gesucht zu haben. "Der war zwar überrascht, als ich dann tatsächlich dastand. Doch als er sah, dass ich es ernst meinte, half er mir weiterzukommen." Noch wichtiger als die Hilfe ihres Mentors war Ferreiras Bereitschaft zur Veränderung: Als sie feststellen musste, dass sich in Wien auf ihrem Forschungsgebiet, der Zahnheilkunde, "fast nichts tut", setzte sich die Doktorin mit Postdoc-Erfahrung noch einmal in den Hörsaal. Fünf Jahre später war sie Magistra der Biochemie, bald darauf österreichische Staatsbürgerin - eine weitere Hürde für die Uni-Karriere war genommen.

Auch Shams Asadi kam die rasche Einbürgerung bei der Jobsuche zugute: "Heute sind die Gesetze strenger - da wäre das wohl viel schwieriger." Asadi und Ferreira-Briza sind, wie auch die Wiener Afrikanistin Araba-Evelyn Johnston Arthur, für den MIA-Award für erfolgreiche Migrantinnen in Österreich nominiert. Donnerstag: Julia Chukwuma und die anderen Nominierten in der Sport-Kategorie. MIA wird in Kooperation mit dem STANDARD vergeben. (Maria Sterkl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. 3. 2008)