Wien – Die Nationalbibliothek (ÖNB) besitzt gegenwärtig knapp acht Millionen Objekte. Und jedes Jahr kommen aufgrund von Neuerwerbungen und der sogenannten Pflichtabgabe zwischen 1,1 und 1,4 Kilometer an Büchern und Periodika hinzu.

Der Tiefspeicher im Burggarten mit einer Nutzfläche von 16.300 Quadratmetern, 1992 in Betrieb genommen, wird 2010 voll sein. Schon seit drei Jahren weist ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger auf das drohende Problem hin. Der sinnvollste Standort für einen weiteren Tiefspeicher befindet sich unter dem Heldenplatz – in nächster Nähe zur Ausleihe und den Lesesälen.

Die Pläne sehen vier Ebenen mit je 8000 Quadratmetern Nutzfläche vor. Mit ihnen würde man, so Rachinger, für 70 Jahre das Auslangen finden. Vorgesehen ist zudem ein nationales Digitalisierungszentrum, da die ÖNB diesbezüglich die Vorreiterrolle eingenommen hat. Von der Idee, zugleich eine Tiefgarage zu errichten, ist man wieder abgekommen: Weil das Projekt derart komplex wäre, dass eine Inbetriebnahme 2011 – "das ist der allerletzte Termin", so Rachinger – unmöglich erscheint.

Auch die Idee, gleichzeitig Depots für das eine oder andere Bundesmuseum zu errichten, hält die ÖNB-Chefin angesichts des Zeitdrucks für nicht sinnvoll. Um das Projekt dem Kulturministerium schmackhaft zu machen, bot sie an, den Museen für 20 Jahre Lagerflächen zu überlassen.

SPÖ-Kulturministerin Claudia Schmied wie auch ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein wollen Finanzminister Willi Molterer von der Notwendigkeit des Tiefspeichers überzeugen, für dessen Bau und Einrichtung eine Sonderfinanzierung in der Höhe von 35 bis 59 Millionen Euro notwendig ist. Spätestmöglicher Baubeginn (da mit archäologischen Funden z.B. aus der Römerzeit zu rechnen ist): Frühjahr 2009.

Wenn der Speicher nicht kommt? "Dann müssen wir teure Depots anmieten. Und man muss zwei, drei Tage warten, bis man ein Buch bei der Ausleihe erhält", so Rachinger: "Das ist definitiv keine Alternative!" (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 05.03.2008)