Beatrice Achaleke fordert Black Power

Foto: STANDARD/Hendrich
Wien – Eine harmlose Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln werde für schwarze Frauen in Österreich oft zur Qual, schildert Beatrice Achaleke. Wegen der zahlreichen sexistischen Beschimpfungen durch Männer.

"Fast täglich", so berichtet die Direktorin des International Center for Black Women's Perspectives, AFRA, sei auch sie selbst gezwungen, sich über eindeutige, in niedrigstem Slang vorgetragene "Angebote" hinwegsetzen. "Die Gleichstellung dunkelhäutiger Frauen mit Sex und Prostitution ist in der hiesigen Männerkultur tief verankert", stellt die 38-Jährige, die im Kamerun Jus studiert hat, fest.

Gang zur Polizei

Mit der Zeit lernten viele Afrikanerinnen, sich gegen diese Belästigungen zur Wehr zu setzen – etwa, indem sie sie systematisch bei der Polizei anzeigten. Sie entwickelten "antirassistische Strategien", die nicht nur ihnen persönlich, sondern der Gesellschaft insgesamt nützen könnten. Doch: "Die direkt Betroffenen kommen viel zu selten zu Wort", kritisiert Achaleke.

Denn im sensiblen Bereich Antirassismus werde die meiste Arbeit nach wie vor von angestammten Österreichern geleistet. Womit Verhaltensmuster tradiert würden, die aus kolonialistischem Denken kämen. "Weiße als Macher, Schwarze als Hilfsbedürftige. Solange das nicht durchbrochen wird, bleibt der Rassismus salonfähig", befürchtet die Expertin, die für den Migrantinnen-Award (MIA) in der Kategorie "Humanitäres und gesellschaftliches Engagement" ko-nominiert worden ist.

Auf den "Engagement-MIA" haben neben Achaleke auch die aus Ägypten stammenden Managerin an der Al Azhar Islamic International School, Fatma Mohamed, und die türkische Politikwissenschaftlerin Gül Ayse Basari Chancen. MIA wird in Kooperation mit dem Standard vergeben. (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe, 4.3.2008)