Washington - Der Milliardenauftrag des US-Verteidigungsministeriums für den europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS hat in den USA für Enttäuschung und Ärger gesorgt. Nancy Pelosi, die Mehrheitsführerin der Demokraten im Kongress, kündigte eine Untersuchung der Entscheidung an, die den amerikanischen Konzern Boeing düpierte. Dabei gehe es nicht nur um bedrohte Arbeitsplätze, sondern um Fragen "der nationalen Sicherheit, wenn ein Flugzeug eines ausländischen Herstellers benutzt wird", sagte Pelosi am Montag.

Die demokratischen Wahlkämpfer zeigten sich enttäuscht von der Entscheidung. Hillary Clinton war "tief besorgt über die Entscheidung der Bush-Regierung, die Produktion der Tankflugzeuge auszulagern". Es sei bedenklich, dass der zweitgrößte Einzelauftrag des Pentagons in der Geschichte Amerikas an eine europäische Firma ging, die noch dazu mit den USA bei der Welthandelsorganisation (WTO) wegen möglicherweise unzulässiger staatlicher Subventionen streite.

Obama und Clinton enttäuscht

Senator Barack Obama, in dessen Heimatstaat Illinois Boeings Unternehmenssitz liegt, stellte die Entscheidung am Sonntag infrage. Es wundere ihn, dass das für exzellente Luftfahrttechnologie bekannte Unternehmen Boeing nicht zum Zug gekommen sei. Der Favorit im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, John McCain, blieb gelassen. "Ich habe nie geglaubt, dass der Hauptgrund für Rüstungsaufträge die Schaffung von Arbeitsplätzen sein sollte." Es müsse darum gehen, die besten Systeme zum geringsten Preis anzuschaffen. Er sei gespannt, die Fakten zu erfahren, die für die Luftwaffe letztlich den Ausschlag gaben.

Boeing fordert Erklärung

Die Entscheidung war ein bitterer Rückschlag für den amerikanischen EADS-Konkurrenten Boeing, der seit fast 50 Jahren ein Monopol auf die Ausrüstung des US-Militärs hatte. Das Verteidigungsministerium hatte EADS und seinem amerikanischen Partner Northrop Grumman Ende am Freitag überraschend den Zuschlag für die Lieferung von 179 Tankflugzeugen erteilt. Es handelt sich um einen der bisher größten Aufträge der Luftwaffe mit einem Volumen von bis zu 40 Mrd. Dollar (26,3 Mrd. Euro) und der Aussicht auf mögliche Folgeaufträge.

Boeing verlangt von der US-Luftwaffe eine rasche Erklärung, warum diese einen Milliardenauftrag für Tankflugzeuge an den europäischen Konkurrenten EADS vergeben hat. Vorher wolle Boeing keine Entscheidung über einen möglichen Protest treffen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Nach Angaben der Luftwaffe ist für den 12. März eine Erklärung geplant. Viele Stimmen, auch aus dem US-Verteidigungsministerium, forderten aber einen früheren Termin. (APA/AP)