In der nordafghanischen Stadt Mazar-i-Scharif haben am vergangenen Wochenende hunderte aufgebrachte Bürger gegen die „Beleidigung des Islam“ protestiert. Die Demonstranten reagierten damit auf die neuerliche Veröffentlichung der dänischen Karikatur des Propheten Mohammed und auf den mit Spannung erwarteten Anti-Koran-Film des niederländischen Rechtsaußen Geert Wilders. Die Demonstranten riefen Präsident Hamid Karzai auf, die diplomatischen Beziehungen zu Dänemark und den Niederlanden abzubrechen und verlangten den Rückzug der dänischen und niederländischen Soldaten aus Afghanistan. Sie kündigten Anschläge auf niederländische Truppen an, sollte der Film von Wilders veröffentlicht werden.

Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte, die Drohungen seien sehr ernst zu nehmen. „Sollten die Truppen wegen des Films unter Beschuss kommen, dann macht mir das Sorgen.“ Seit Wochen beherrscht Wilders mit seinem Filmprojekt die innenpolitische Diskussion in den Niederlanden. Angeblich soll der Film noch im März entweder im niederländischen Fernsehen oder im Internet präsentiert werden.

Am vergangenen Freitag noch hat der christdemokratische Ministerpräsident Jan-Peter Balkenende den rechtsradikalen Abgeordneten aufgefordert, noch einmal über die Veröffentlichung des Filmes nachzudenken. In einer Erklärung distanzierte sich der Premier erneut vom anti-islamischen Tenor des Films. „Die Denkweise eines einzelnen Parlamentsabgeordneten entspricht nicht jener der Regierung.“

Balkenende hatte zuvor die rechtlichen Möglichkeiten prüfen lassen, die Veröffentlichung des Filmes zu verbieten. Die Bundesstaatsanwaltschaft jedoch hielt ein Aufführungsverbot für unmöglich. Auch Balkenendes sozialdemokratischer Koalitionspartner hatte ein Verbot abgelehnt. Der von Wilders produzierte Film trägt den Titel „Fitna“, ein arabischer Begriff, der Zwietracht und Uneinigkeit in Religionsfragen bedeutet. Wilders hatte zuvor Mohammed mit Adolf Hitler verglichen und ein Verbot des Koran gefordert. (Barbara Hoheneder aus Amsterdam/DER STANDARD, Printausgabe, 4.3.2008)