Illu: derStandard.at
Kapstadt - Das Edelgas Xenon narkotisiert annähernd ebenso gut wie gebräuchliche Mittel - etwa Isofluran, Halothan oder Propofol; allerdings ohne deren negative Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem und das Gehirn. Im Tierversuch wirkt das versuchsweise Ersatzmittel - größere Studien am Menschen müssen folgen, erklärte der deutsche Experte Univ.-Prof. Dr. Robert Rossaint am Montag beim Welt-Anästhesie-Kongress in Kapstadt.

Erste Versuche mit Menschen

Xenon-Gas - man kann eine Mischung bis zu 70 Prozent Xenon und 30 Prozent Sauerstoff verwenden - hat bei 252 gesunden Probanden auch gezeigt, dass es keinen Einfluss auf den Blutdruck hat. Erste Studien an Patienten, die einen koronaren Bypass erhielten, waren positiv. Eine Narkose mit einem Gasanteil von 50 Prozent Xenon führte zu einer Abnahme der Troponin-Laborwerte, mit denen man die Schädigung bzw. das Absterben von Herzmuskelzellen messen kann.

Rossaint: "Im Vergleich zu Isofluran hat es keinen schädigenden Effekt auf die Durchblutung der Herzkranzgefäße, im Vergleich zu Halothan und Isofluran führt es auch nicht zu einem verstärkten Einfluss von schädigenden Calzium-Ionnen in die Herzmuskelzellen."

Erfolgreiche Tierversuche

In Tierversuchen zeigte sich, dass man künstlich hervorgerufene Schäden an Hirngewebe mit dem Edelgas verhindern bzw. reduzieren kann. Sogar Gedächtnis-Leistungstests wurden in Deutschland mit 27 Schweinen durchgeführt, bei denen für Minuten die Blutversorgung des Herzens - ganz wie bei einem plötzlichen Herzstillstand mit erfolgreicher Wiederbelegung - lahmgelegt worden war. Beatmete man sie mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Xenon im Verhältnis zu 30 und 70 Prozent, waren die Tiere im Vergleich zu einem Lachgas-Gemisch nach der Prozedur in einem besseren Zustand, wie auch Gehirngewebe-Proben sichtbar belegten.

Für den Menschen stehen allerdings solche Beobachtungen noch aus. Der deutsche Experte: "Xenon ist klarerweise nicht für alle Narkosen geeignet. Aber wenn wir jene Personen herausfiltern, die davon profitieren könnten, wäre das ein Fortschritt." Insbesondere für neurologisch oder herzmäßig vorgeschädigte Kranke könnte sich das Edelgas zu einer besseren Narkose-Alternative entwickeln. Rossaint: "Da brauchen wir aber noch Studien mit vielen Patienten." (APA)