Am Montag vor Tagesanbruch zogen die israelischen Bodentruppen wieder aus dem Raum von Djebalya im nördlichen Gazastreifen ab, wo es am Wochenende zu blutigen Gefechten gekommen war, die Hamas jubelte über die "Flucht" der Israelis, und beide Seiten drohten, dass sie so weitermachen würden wie bisher. Am Vormittag schlugen dann wieder zehn Raketen in Südisrael ein, drei davon in der Küstenstadt Aschkelon, wo ein Wohnhaus einen Volltreffer abbekam und einige Menschen verletzt wurden. Im Westjordanland erschoss ein israelischer Siedler einen Jugendlichen. Der Palästinenser war Teil einer größeren Gruppe, der Siedler hatte nach eigenen Angaben Angst davor, gelyncht zu werden.
Während israelische Medien und Politiker über Alternativen von einem Einmarsch in den Gazastreifen bis hin zu Waffenstillstandsverhandlungen mit der Hamas debattierten, signalisierte Premier Ehud Olmert vor einem Parlamentsausschuss seine Absicht, die Hamas durch weitere Militärschläge zu zermürben: "Was in den letzten Tagen passiert ist, war kein einmaliges Ereignis."
Der zweitägige Einsatz der Bodentruppen verfolgte nach israelischen Angaben den Zweck, das dicht besiedelte Gebiet nach Raketenwerferkommandos zu durchkämmen. Man habe Waffenlager entdeckt und rund 80 Palästinenser festgenommen. Bei den Militäroperationen starben seit Mittwoch mehr als 100 Palästinenser. Nach Hamas-Angaben waren die Hälfte davon Zivilisten, darunter auch viele Kinder, nach israelischen Angaben waren 90 Prozent der Toten bewaffnete Extremisten.
"Terrorregime" stürzen
Olmert steht im eigenen Land unter erhöhtem Druck, weil nun nicht mehr bloß die grenznahen kleineren Orte in der Reichweite der Hamas liegen, sondern auch die Großstadt Aschkelon regelmäßig mit Raketen vermutlich iranischer Herkunft beschossen wird. Olmerts Parteifreund Zachi Hanegbi forderte "nicht bloß eine Aktion, sondern einen Krieg, um das Terrorregime der Hamas zu stürzen."
Vizepremier Haim Ramon empfahl, automatisch jeden Punkt im Gazastreifen, von dem Raketen abgefeuert werden, unter Artilleriefeuer zu nehmen, auch wenn dieser Punkt mitten in einem Wohngebiet liegt. Der Justizminister soll prüfen, ob eine derartige Taktik völkerrechtlich zulässig wäre.