Drei Uhr nachts, Kinder schlummern, kleine Köpfe kuscheln sich in weiche Kissen. Im Weißen Haus klingelt das Telefon, eine Krise droht auszubrechen. "Es ist drei Uhr nachts, Ihre Kinder schlafen friedlich, etwas passiert in der Welt", meldet sich eine weiche Baritonstimme zu Wort. "Wer soll an dieses Telefon gehen?" Die Wähler mögen sich bitte gut überlegen, wer diesen Anruf annehmen soll: eine nervenstarke, routinierte Politikerin wie Hillary Clinton oder ein Greenhorn, ein Grünschnabel, wie Barack Obama.
Wenige Tage vor den Vorwahlen der Demokraten in Texas, Ohio, Vermont und Rhode Island am Dienstag, der wahrscheinlich weichenstellenden Runde, zieht die frühere First Lady noch einmal alle Register. Nach einer Serie derber Schlappen in Zugzwang geraten, auf Angriff bedacht, ließ sie einen neuen Werbespot im Fernsehen schalten. Sie, die Erfahrene, versucht mit dem Thema der nationalen Sicherheit zu punkten. Damit will sie Obama noch abfangen, bevor er uneinholbar enteilt.
370 Delegiertenstimmen sind in den vier Bundesstaaten zu holen, das Gros davon in Texas und Ohio. Folgt man den Umfragen, wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei Reuters/Zogby kommt Obama in Texas auf 45, Clinton auf 43 Prozent. In Ohio liegen beide gleichauf, mit 45 zu 45 Prozentpunkten. Das wäre besser für Clinton als die elf Niederlagen in Folge, die sie nach dem Super Tuesday am 5. Februar hinnehmen musste. Für eine Wende würde es jedoch nicht reichen. Die Senatorin für New York muss ihren Kontrahenten aus Chicago deklassierend bezwingen, will sie das Ruder noch einmal herumreißen.
Gelassen mit Lesebrille
Im Wahlspot nimmt eine souveräne Hillary Clinton, ruhig und gelassen hinter ihrer Lesebrille, den Hörer ab, um die Krise zu entschärfen. Im realen Leben ist von Panik und Verzweiflung in ihrem Lager die Rede, von einem letzten Showdown. Obamas Team wiederum demonstriert, wie gelassen er angeblich ist. Es erwiderte die neueste Wahlwerbung der Rivalin nicht mit scharfen Worten, sondern mit einer Parodie.