Über die Funde im Keller des ehemaligen Bawag-Chefs war kein Medium so gut informiert wie der Standard. Richterin Claudia Bandion-Ortner wollte mehr über die Informanten erfahren. Doch diese bleiben geheim.

Grafik:Der Standard
Erfolglos verlief am Freitag, ein Rechercheversuch von Richterin Claudia Bandion-Ortner im Bawag-Prozess: Sie wollte im Gerichtssaal in Erfahrung bringen, woher der Standard seine Informationen zur zweiten Suche der Sonderkommission im Keller des greisen Exgeneraldirektors Walter Flöttl hatte. der Standard hatte bereits in seiner Donnerstagsausgabe von einem Aktenfund bei Flöttl senior gewusst, das Gericht hat diese Informationen aber erst am Freitag veröffentlicht.

"Gerüchtehalber" solle ein weiterer Besuch der Soko Bawag bei Flöttl sen. erfolgt sein, hieß es im Standard-Artikel. "Dabei könnte ,doch etwas gefunden worden sein', heißt es - angeblich geht es um brisante Akten und Dokumente aus den ersten Karibik-Geschäften."

Wirtschaftsredakteurin Renate Graber, die Standard-Berichterstatterin in allen Bawag-Angelegenheiten, war zum Zeitpunkt des Nachfragens der Richterin nicht mehr im Gerichtssaal anwesend. Bandion-Ortner fragte, ob jemand mit ihr gesprochen habe.

Ein im Prozess schon oft erschienener Zuhörer, der frühere Sprecher von Meinl European Land, Investor Rupert-Heinrich Staller, zeigte auf.

Staller wurde prompt von der Zuhörerbank in den Zeugenstand gerufen. Er habe mit der Standard-Journalistin auf deren Wunsch hin telefoniert, erzählte der Investor. Rasch stellte sich allerdings heraus, dass er mit Graber am Freitag, einen Tag nach dem Erscheinen ihres Artikels zum Aktenfund, gesprochen hatte.

Der Auftritt des öffentlichkeitsbewussten Investors als Zeuge im Bawag-Prozess wurde daraufhin von der Richterin umgehend wieder beendet. (red, DER STANDARD Printausgabe 01.03.2008))