Mit einem überraschend kräftigen Gewinnanstieg im Rücken hat der französische Medienkonzern Vivendi erneut Interesse an dem deutschen Bezahlfernsehsender Premiere signalisiert. Wenn sich die Möglichkeit ergebe, sehe man sich Premiere genauer an, sagte der Leiter der Pay-TV-Tochter Canal Plus, Bertrand Meheut, am Freitag.

Interesse

Vivendi-Chef Jean-Bernard Levy entgegnete bei der Vorlage der Jahresbilanz auf die Frage nach einem Interesse an einer Verbindung mit Premiere, es sei legitim, dass sich sein Unternehmen bei seinen Nachbarn umschaue. Vivendi hat in den vergangenen 18 Monaten mehrere Pay-TV-Sender, Musikverlage, Telekomfirmen und Videospiele-Hersteller aufgekauft.

Ein "natürliches Übernahmeziel"

Levy hatte Premiere in einem Zeitungsinterview im vergangenen Monat als ein "natürliches Übernahmeziel" bezeichnet. Mitte Februar hatte der Medienmogul Rupert Murdoch Spekulationen um eine Komplettübernahme des Unternehmens wieder angefacht. Sein Konzern News Corp stockte seinen Anteil auf knapp 20 Prozent auf, nachdem Murdoch im Jänner bei Premiere eingestiegen war. Für Premiere ist in diesem Jahr die anstehende Vergabe der neuen Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga von besonderer Bedeutung. Beim letzten Mal war Premiere leer ausgegangen und musste infolge dessen um seine Abonnenten kämpfen. Über eine Kooperation mit Rechteinhaber Arena bietet Premiere die Bundesliga inzwischen aber wieder an.

"World of Warcraft"

Auch Vivendi profitiert kräftig von Fußballübertragungen im Bezahlfernsehen. Daneben konnten die Franzosen mit Videospielen wie "World of Warcraft" ihren Gewinn im vergangenen Jahr steigern. Der Nettogewinn kletterte um 8,3 Prozent auf 2,83 Mrd. Euro und übertraf leicht die Markterwartungen. Der Ausblick auf das laufende Jahr enttäuschte die Anleger aber. Die Aktie gab Prozent nach.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) kletterte um acht Prozent auf 4,721 Mrd. Euro. Dazu trug vor allem die Spielesparte bei, die das Ebita um fast 60 Prozent auf 181 Mio. Euro steigerte. Ende vergangenen Jahres übernahm Vivendi die Kontrolle bei dem US-Konzern Activision, der Spiele wie "Guitar Hero", "Spider Man" und "Tony Hawks" vertreibt und fusionierte ihn mit seiner Spielesparte Blizzard. Deutlich überdurchschnittlich legte auch Canal plus zu. Hier wurde 2007 ein Ebita von 400 Mio. Euro nach 75 Mio. Euro im Vorjahr erzielt.

Mobilfunker mau

Dagegen enttäuschte das Ergebnis der Mobilfunktochter SFR. Diese verzeichnete wegen des Starts neuer Internet-Angebote und des Zukaufs von Tele 2 in Frankreich einen Gewinnrückgang von 2,6 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro. Auch die zu Vivendi gehörende weltgrößte Plattenfirma Universal Music Group verdiente durch Umstrukturierungen im Zuge der Eingliederung des Bertelsmann-Musikverlages BMG weniger als im Vorjahr. Das Ebita ging um 16,1 Prozent auf 624 Mio. Euro zurück.

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr sorgte ebenfalls nicht für Kauflaune an der Börse. Für 2008 rechnet Vivendi nur mit einer ähnlichen Steigerung der Rentabilität wie 2007. "Vivendi ist mit seinem Ausblick konservativ", erklärte UNS. Ein Pariser Analyst sagte, die Prognose sei "nicht so aggressiv wie erwartet" ausgefallen.(APA/Reuters)