Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: Archiv
Gerichtsverfahren gegen Microsoft sind mit einer gewissen Regelmäßigkeit ein Quell von Informationen über die internen Vorgänge bei dem Softwarekonzern. So ist nun auch im Prozess rund um die Vergabe von "Vista Capable"-Logos wieder ein interner Nachrichtenverkehr aufgetaucht , der verdeutlicht, dass sich die Microsoft-Bosse der Unzulänglichkeiten ihres neuen Betriebssystem von Anfang an äußerst bewusst waren.

Beschwerden

So zeigte sich etwa Steven Sinofsky, immerhin Vizepräsident des Unternehmens in der Windows-Abteilung, in einem Schreiben an Steve Ballmer gar davon überrascht, dass man nicht mehr Beschwerden bekomme. Immerhin wisse er aus eigener Erfahrung, dass viele BenutzerInnen vor allem mit der mangelnden Hardwareunterstützung von Vista zu kämpfen hatten.

Probleme

So habe auch sein eigener Brother-Drucker zum Zeitpunkt des Vista-Launches nur äußerst eingeschränkt funktioniert. Für diese Misere macht Sinofsky in dem Schreiben drei Umstände verantwortlich: Ein zentrales Problem sei gewesen, dass bis Ende 2006 eigentlich niemand daran geglaubt habe, dass Microsoft Vista jemals ausliefern werde. Dadurch sei mit der Treiberaktualisierung bei vielen Herstellern erst sehr spät begonnen worden.

Audio

Als weiteres Problemfeld nennt Sinnofsky die massiven Änderung in den Bereichen Audio und Video. Im speziellen für KundInnen, die von Windows XP upgraden, habe dies zu einer Fülle von Problemen geführt. Und schließlich sei noch der Umstand, dass viele der Windows XP-Treiber unter Vista plötzlich nicht mehr funktioniert hätten, nicht gerade hilfreich gewesen.

Intel

Das Auftauchen der internen Mail-Kommunikation verheißt aber auch in Hinsicht auf die Kernfrage des Prozesses - nämlich ob Microsoft mit dem "Vista Capable"-Logo KundInnen einen falschen Eindruck über die Fähigkeiten eines damit versehenen Rechners gegeben hat - nichts Gutes für die Redmonder. So kritisiert Sinofsky offen die Schaffung des entsprechenden Logos, er sei sich nicht sicher, ob dies wirklich ein gute Entscheidung gewesen sei.

Klein

In einem anderen Mail wird Mike Ybarra an den damaligen Windows-Chef Jim Allchin noch deutlicher: "Wir geben gegenüber Intel klein bei". Offenbar war das "Vista Capable"-Logo überhaupt nur auf Druck des Partner-Unternehmens geschaffen worden.

Eingeschränkt

Der CPU-Hersteller sah sich mit dem Problem konfrontiert, dass man das Aero-kompatible i945-Chipset nicht rechtzeitig für Microsofts Vista-Marketing-Plan fertig bekommen hat. Aus Angst davor, dadurch einen erheblichen Wettbewerbsnachteil im Weihnachtsgeschäft 2006 zu haben, übte man Druck auf die Microsoft-Zentrale aus - wo man schnell das "Vista Capable"-Logo ersann, das im Gegensatz zum "Vista Premium Ready"-Siegel keine Aero-Kompatibilität versprach.

Verteidigung

Eine Situation, die für viele KäuferInnen irreführend gewesen sei, so der Kern der Sammelklage. Insofern wird man bei Microsoft wenig erfreut sein, dass Jim Allchin selbst der Kritik in einem der Mails zugestimmt hat. Er werde die Entscheidung nach außen verteidigen, auch wenn er damit alles andere als glücklich sei. In Zukunft müsse man den KonsumentInnen gegenüber aber einen besseren Job machen. (red)