Wien - Delilah hat Samson verführt, nun schläft sich der Held im Schoß der Geliebten aus. Peter Paul Rubens malte diese alttestamentarische Szene um 1610 für die Kunstkammer seines Förderers, den Antwerpener Bürgermeister Nicolaas Rockox. Heute hängt das Gemälde in der National Gallery in London. Nachdem kürzlich das Antwerpener Rockoxhuis das Bild in seinem ursprünglichen Ambiente präsentierte, heißt es ab Freitag auch im Wiener Liechtenstein Museum: "Samson und Delilah. Ein Rubens-Gemälde kehrt zurück". Denn auch die Familie Liechtenstein zählt zu den Vorbesitzern.

"Mit dieser Ausstellung wollten wir die Antwerpener Atmosphäre einfangen. Dabei steht Rubens' 'Samson und Delilah' im Zentrum, denn das Bild hat die Idee zur Ausstellung gegeben", sagte der Direktor des Liechtensteinmuseums, Johann Kräftner, bei der heutigen Presseführung. Einerseits stellt die Schau die Rolle von Nicolaas Rockox, der als Mäzen am Kunstgeschehen des 17. Jahrhunderts maßgeblich beteiligt war. So sind Leihgaben aus Rockox' Patrizier-Haus, das 1972 bis 1977 renoviert und als Museum für Kunst und Kunstgewerbe in Antwerpen eingerichtet wurde, zu sehen. Andererseits wird die Antwerpener Zeit mit verschiedenen Leihgaben und Bildern aus der eigenen Sammlung thematisiert. So sind Bilder von Frans II. Francken, Ölskizzen von Peter Paul Rubens sowie berühmte Gemälde von Breughel in der Ausstellung vertreten.

Rubens bezog bei "Samson und Deliliah" den Standort des Bildes über dem Kamin im Haus des Bürgermeisters mit ein und fügte ein rötliches Licht, das von unten in das Bild einwirkt, hinzu. Das Gemälde gilt als eines der wichtigsten Werke Rubens' aus seiner frühen Antwerpener Periode und wurde nach Rockox' Tod versteigert. Ende des 17. Jahrhunderts verkauften die als Kunsthändler tätigen Brüder Forchoudt das Gemälde an Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein. 1880 entfernte Fürst Johann II. von Liechtenstein das Gemälde aus seiner Sammlung, weil er es als anstößig empfand. Bis 25. Mai ist es nun wieder im Wiener Gartenpalais der Liechtensteins zu sehen.

Im Rahmenprogramm bietet das Liechtenstein Museum zwei Vorträge zum Thema an. Außerdem wird in der Bibliothek ein Video zur filmischen Verarbeitung des Themas zu sehen sein, das Ausschnitte aus diversen "Samson und Delilah"-Verfilmungen zeigt. (APA)