Madrid - Knapp eine Woche vor der Parlamentswahl in Spanien haben sich der sozialistische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero und der konservative Oppositionsführer Mariano Rajoy in einer Fernsehdebatte heftige Wortgefechte geliefert. Die beiden Politiker diskutierten am Montagabend über den Irak-Krieg, die Bombenanschläge in Madrid 2004 und den Zustand der spanischen Wirtschaft. Die meisten Umfragen kamen zu dem Schluss, dass der Regierungschef die besseren Argumente für seine Positionen lieferte.

Die Debatte ähnelte in weiten Teilen der ersten TV-Diskussion vor einer Woche: Die Kandidaten unterbrachen sich gegenseitig und lautstark, schwenkten Zeitungsausschnitte und Tabellen, stritten über die Lebensmittelpreise und warfen sich gegenseitig Lügen vor. Beide bekräftigen ihre Pläne für Steuersenkungen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Besonders heftig debattiert wurde die Lage der spanischen Wirtschaft: Zapatero erklärte, Spanien sei eine etablierte Wirtschaftsmacht mit einem der höchsten Bruttoinlandsprodukte pro Kopf der Bevölkerung in Europa. Rajoy sagte dagegen, viele Menschen hätten am Wohlstand nicht teil und könnten kaum noch ihre Hypotheken bezahlen. Zapatero warf seinem Kontrahenten vor, er habe sich bis zur Wahl nie wirklich für die Wirtschaft interessiert.

Thema:Bombenanschläge

Ein weiterer Streitpunkt waren die Bombenanschläge auf Nahverkehrszüge in Madrid im März 2004. Zapatero präsentierte einen Zeitungsausschnitt, in dem Rajoy sich damals überzeugt äußerte, die baskische Untergrundorganisation ETA habe die Anschläge verübt. Diese Position habe er viele Monate vertreten, sogar noch nachdem islamische Extremisten festgenommen worden seien. "Sie sollten sich beim spanischen Volk entschuldigen", sagte Zapatero.

Er fragte Rajoy, ob er den Irak-Krieg immer noch unterstütze. "Sie haben wegen des Irak und der Anschläge eine Wahl gewonnen", gab Rajoy zurück. "Man bekommt das Gefühl, Sie wollten eine weitere Wahl wegen des Irak und der Anschläge gewinnen." Kurz nach den Anschlägen wurde die damalige konservative Regierung unter Premier Jose Maria Aznar abgewählt und die Sozialisten kamen nach acht Jahren wieder an die Macht.

"Entschuldigen Sie sich"

"Ich glaube, derjenige, der sich beim spanischen Volk entschuldigen sollte sind Sie wegen Ihrer vielen Lügen", erklärte Rajoy. Er bezog sich auf die Versuche von Zapateros sozialistischer Regierung, mit der ETA eine Friedensvereinbarung auszuhandeln. Zapatero wies die Anschuldigung zurück und erklärte, er habe niemals gelogen.

In Umfragen der Zeitungen "La Vanguardia" und "El País" wurde Zapatero zum Sieger der Debatte erklärt. Die konservative "El Mundo" sah Rajoy vorn. In der Wählergunst haben die Sozialisten (PSOE) in Umfragen einen Vorsprung von vier Prozentpunkten gegenüber der Volkspartei (Partido Popular/PP).(APA/AP)