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Foto: AP/David Rossiter
Laufen ist grundsätzlich nicht nur für Erwachsene gesund. Auch Kinder können von der Sportart profitieren. Denn, so erklärt Andreas Kranzl, zuständig für das Labor für Gang- und Bewegungsanalysen im Orthopädischen Spital Speising, "genau wie beim Erwachsenen wird bei Kindern die Sauerstoffaufnahmefähigkeit trainiert."

Aerobe Leistungsfähigkeit

Im Vergleich zum Erwachsenen ist bei Kindern die Verbesserung der aeroben Leistungsfähigkeit durch das Training allerdings geringer. Studien haben gezeigt, dass sich beim wachsenden Organsimus auch ohne Bewegung im Verlauf der Entwicklung eine Verbesserung der aeroben Leistungsfähigkeit einstellt. Wachstum und Entwicklung haben demnach bei Kindern einen ähnliche Effekte wie regelmäßiges Ausdauertraining beim Erwachsenen.

Kein natürlicher Zugang

Kinder hätten von Natur aus ein größeres Bedürfnis an Bewegung. Gesellschaftliche Veränderungen haben jedoch auch bei den Kleinsten zum Bewegungsmangel geführt. Durch Schule, Hort und Hausaufgaben ist der spielerische, natürliche Zugang für viele nicht mehr möglich und bleibt häufig auf der Strecke. Auch die Vorbildwirkung ihrer Eltern lässt zu Wünschen übrig: 60 Prozent der Österreicher geben an, nicht sportlich aktiv zu sein.

Wenn die Motivation fehlt

Ist ein Kind motiviert, sei es laut Kranzl kein Problem auch mit unter Zwölfjährigen zu laufen: "Wenn das Kind mit macht und Spaß daran hat, kann man längere Laufeinheiten von 20 Minuten bis zu einer Stunde planen."

Mehr Abwechslung und größere Anreize

Häufig sei aber genau die Motivation das Problem: Bei vielen Kindern trete schnell Langeweile auf, weil Kinder eine größere Abwechslung und mehr Anreize als Erwachsene brauchen würden, erläutert der Experte. Und in diesem Fall sei "monotones Ausdauertraining" der falsche Weg.

Kommunikative Gruppenlaufspiele

Aus der Sportpädagogik weiß man, dass Lust auf ausdauerndes Laufen bei Kinder oft in Gruppen geweckt wird: Durch kommunikative Sportspiele wie sie zum Beispiel Orientierungsläufe bieten. Das bietet Spannung und macht Spass. Aber auch durch das Kräftemessen mit anderen, werden Kinder leichter motiviert. Mit Beginn der Pubertät tritt der spielerische Faktor in den Hintergrund.

"Je mehr Sportarten, desto besser"

Allerdings gibt der Sportwissenschafter zu bedenken, dass ein Training für Kinder unter zwölf Jahren nicht ausreiche. Besonders wichtig sei es "ein vielfältiges Angebot an Bewegung zu ermöglichen". Denn, so der Experte weiter, "beim sechs/sieben bis zum zehn/zwölfjährigen Kind sollte die Schulung der koordinativen Fähigkeiten im Vordergrund stehen."

Körperspannung und Körperbewusstsein

Mit reinem Laufen wird die Koordination allerdings nur gering geschult: "Natürlich muss man auch die Laufbewegung koordinieren, aber diese Bewegung ist nicht so komplex wie das Springen auf einem Trampolin oder das Erlernen eines Purzelbaums."

Ziel ist Diversität

Deshalb seien unterschiedliche Bewegungsanforderungen besonders wichtig: "Die Kinder sollen darin gefördert werden sich auf neue Bewegungsreize und neue Bewegungsmuster einzustellen." Diversität ist das Ziel: So empfielt Kranzl Geräte- und Bodenturnen zur Schulung der Körperspannung und des Körperbewusstseins und Ballsportarten, um Reaktionsfähigkeit und Schnelligkeit zu trainieren.

Zu starke Kräfte vermeiden

Grundsätzlich solle man bei wachsenden Organismen zu hohe Kräfte vermeiden. Zu große Belastungen für die Knöchel- und Gelenkstrukturen können in der Folge zu Schäden der Wachstumsfugen führen, was wiederum ein reduziertes Wachstum oder ein Fehlwachstum hervorrufen könne, erklärt der Experte. Bei ganz normalem Laufen würden diese jedoch nicht überbelastet werden, beruhigt Kranzl abschließend. (derStandard.at/Sophie Leitner)