Paris - Das Thema Doping ist nur ein Mitgrund dafür, dass der Profiradsport, noch ehe die neue Saison so richtig ins Rollen gekommen ist, auf den nächsten Crash zusteuert.

Der Weltverband, die Union Cycliste Internationale (UCI), und die Amaury Sport Organisation (ASO), Ausrichterin der Tour der France und zahlreicher anderer wichtiger Rennen, kämpfen mit allen Mitteln um die Vorherrschaft in der schwer angeschlagenen Branche.

Die UCI warnte ihre Profiteams unter Androhung "weitreichender Sanktionen" davor, am Rennen Paris-Nizza (9. bis 16. März) teilzunehmen. Die Traditionsveranstaltung gehört ebenfalls zum Vermarktungsreich der französischen Verlagsgruppe ASO (L'Équipe, Le Parisien), die die Führungsrolle der UCI im Weltradsport nicht mehr akzeptieren will.

Der Streit war schon während der vergangenen Tour de France eskaliert. Damals nahm die ASO den in der Gesamtwertung führenden Dänen Michael Rasmussen wegen Dopingverdachts aus dem Rennen. Die UCI verfügte schon vor der Tour über Rasmussen belastende Informationen, hatte aber kein Startverbot verhängt. Die ASO wertete dies als gezielte Schädigung ihres Ansehens.

Am 13. Februar schlug die ASO zurück, indem sie das Team Astana mit Startverbot für all ihre Rennen belegte. Für die Kasachen fährt auch der ebenfalls des Dopings verdächtigte Spanier Alberto Contador, der die Tour 2007 gewonnen hat.

UCI-Präsident Pat McQuaid nannte die ASO-Entscheidung eine "monumentale Verrücktheit", da das aktuelle Team nichts mit den Dopingfällen der Vergangenheit (Winokurow, Kascheschkin) zu tun habe.

Leidtragende des Konflikts sind die Profimannschaften, die einerseits durch die der olympischen Familie angehörenden UCI legitimiert sind, anderseits aber keinesfalls auf die lukrativen Veranstaltungen der ASO verzichten können. (sid, lü - DER STANDARD PRINTAUSGABE 27.2. 2008)