"Scharfmacherei"
In der Politik haben die Krawalle, die eine Gruppe von rund 200 Menschen angezettelt hat, deutlichere Spuren hinterlassen. BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz fordert sogar, die Verantwortlichen abzuschieben. Konsequenzen verlangt auch die FPÖ. Sie fordert den Bezirksvorsteher von Ottakring, Franz Prokop (SPÖ) auf, zurückzutreten. Und möchte die Ottakringer Straße während der Fußball-Europameisterschaft sperren. Die SPÖ wiederum spricht von "Scharfmacherei" und wirft FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor, durch einen offenen Brief an die Serben die Stimmung zusätzlich angeheizt zu haben.
Serbische Organisationen in Wien distanzierten sich am Montag von den Vorfällen. Darko Miloradovic von der Serbischen Gemeinschaft glaubt, dass "österreichische Politiker versuchen, die Spannungen für sich zu nutzen". Miloradovic sagt, die Ausschreitungen seien von "jugendlichen Extremisten spontan ausgelöst" worden.
"Geplante Aktion"
Dem widersprach am Montag ein Gast des Espresso Alba im Gespräch mit dem Standard. Er glaube, sagte der Mann, "dass die Aktion geplant war", denn das Lokal sei das "bekannteste albanische Lokal in Ottakring". Der Gast, der selbst Kosovo-Albaner ist, kritisiert, dass "zu wenige Polizisten im Einsatz waren".
Tatsächlich mehrten sich am Montag die Stimmen von Kritikern, die meinten, die Polizei habe knapp drei Monate vor Beginn der EURO die Sicherheitslage im multiethnischen "Problembezirk" Ottakring falsch eingeschätzt. Der Ausländeranteil beträgt 25,5 Prozent, ein Drittel der Migranten stammt aus Serbien und Montenegro. Migrationsexperte Bernhard Perchinig sieht freilich keinen direkten Zusammenhang zwischen hohem Ausländeranteil und den jüngsten Ausschreitungen. Die seien "anlassbezogen" gewesen und hätten in jedem anderen albanischen Lokal ebenfalls passieren können.