Wien - Neben der Causa Prima, der Affäre um angeblichen Machtmissbrauch der ÖVP im Innenministerium, wird nun wohl auch die Visa-Affäre zum Thema für den Sonder-Innenausschuss am kommenden Dienstag. "Ich gehe davon aus, dass jemand diese Frage stellen wird", sagte Ausschuss-Vorsitzender Rudolf Parnigoni. Ein Untersuchungsausschuss zur Visa-Affäre ist für den SP-Abgeordneten aber trotz der Richter-Schelte für das Außenministerium beim Visa-Prozess "momentan kein Thema".

Die SP-Abgeordneten wollen direkt im Anschluss an die Sondersitzung des Innenausschusses mit Klubchef Josef Cap beraten, ob ein Untersuchungsausschuss zur Innenministeriumsaffäre nötig ist oder nicht. Ob bei diesem U-Ausschuss auch die Visa-Affäre thematisiert werden könnte, hängt laut Parnigoni davon ab, "wie stark das Innenministerium involviert ist und wie stark das Außenministerium. Das lässt sich vielleicht im Sonder-Innenausschuss klären".

Eigener Ausschuss kein Thema

Ein eigener U-Ausschuss zur Visa-Affäre ist laut Parnigoni aber "momentan kein Thema". "Jetzt arbeiten wir einmal diese eine Causa (die Innenministeriumsaffäre, Anm.) ab und wenn sich Zusammenhänge herausstellen ergibt sich das eh automatisch", so der SP-Sicherheitssprecher. Dennoch übte er scharfe Kritik an Außenministerin Ursula Plassnik und Innenminister Günther Platter. Dass der Visa-Handel in Serbien offenbar auch nach Prozess-Beginn weiter gegangen sei, werfe die Frage auf, ob "Platter und Plassnik ihre Ministerien noch im Griff haben".

"Es ist ungeheuerlich, dass nach einem Prozess mit hohen Haftstrafen der Handel mit österreichischen Visen schwunghaft weitergeht - und weder Außen- noch Innenministerium dazu Stellung nehmen und nichts tun, um diesen skandalösen Handel abzustellen", so Parnigoni. Auch die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Lunacek, schoss sich auf Plassnik ein und will das Thema beim Außenpolitischen Ausschuss am 4. März aufs Tapet bringen: "Das Außenministerium verschließt offenbar bis heute die Augen vor den für alle offensichtlichen Vorgängen."

Cap fordert externe und parlamentarische Untersuchung

Nach den Urteilen in der Affäre um den Handel mit Visa in den österreichischen Botschaften in Budapest und Belgrad fordert SPÖ-Klubobmann Josef Cap eine "umfassende Prüfung der Causa" auf "zwei Ebenen". Eine "unabhängige externe Kommission" müsse die Abläufe im Außenministerium durchleuchten, zudem müsse es eine parlamentarische Prüfung der Affäre geben, forderte Cap gegenüber dem "Kurier" (Sonntagausgabe).

Man könne überlegen, "jenen Teil der Visa-Affäre, der das Innenministerium betrifft - nämlich die Dienstaufsicht - in den Prüfauftrag für einen etwaigen Innenministeriumsuntersuchungsausschuss einzubeziehen", regte Cap weiter an.

Eskalationsspirale

Zur Verteidigung der Minister rückte der ÖVP-Abgeordnete Franz Glaser aus. Er warf der SPÖ vor, die "Eskalationsspirale immer weiter nach oben zu drehen". Außenministerin Ursula Plassnik habe "von Beginn an größtes Interesse an einer lückenlosen und umfassenden Aufklärung aller Vorwürfe gezeigt". Jährlich würden 400.000 Visa vergeben, der Missbrauch habe nur eine "kleine Anzahl von ehemaligen Mitarbeitern" betroffen. (APA)