Rust/Wien - "Die Sozialhilfeausgaben in der Stadt gehen bereits zur Hälfte an Menschen, die nicht arbeitslos sind." Mit dieser Aussage ließ Bürgermeister Michael Häupl bei der Klubklausur der Wiener SPÖ im burgenländischen Rust aufhorchen. Als "Nebenwirkung" der sinkenden Arbeitslosenzahlen wurde "working poor" zu einem zentralen Problem.

Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner ortet im Standard-Gespräch in diesem Zusammenhang ein ganzes Bündel an Ursachen: "Da gibt es die starke Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse - aber auch ältere Arbeitslose, die keinen adäquaten Job bekommen und eine Arbeit mit deutlich weniger Gehalt annehmen müssen. Die zu geringen Einkommen führen zu geringeren Arbeitsloseneinkommen, und die Spirale nach unten geht weiter."

Eine positive Maßnahme der Bundesregierung sei, dass künftig auch bei Teilzeitbeschäftigungen Überstunden zu bezahlen seien. "Das macht diese Beschäftigungsformen unattraktiver." Weiters müsse man gezielt darauf achten, dass die künftige Mindestsicherung "bedarfsorientiert" eingesetzt wird. "Sonst führt das dazu, dass man sagt: Der hat seinen Tausender, um den brauchen wir uns nimmer kümmern", erläutert Brauner. "Die Menschen müssen aktiviert und qualifiziert werden.

Auf Wiener Ebene will Brauner auf eine "intensivere Abstimmung" von Arbeitnehmerfonds und Wirtschaftsförderungsfonds achten. Ein Beispiel: "Da haben wir einerseits ein Problem bei den Nachfolgebörsen. Gut gehende Kleinunternehmen finden oft keine Nachfolger. Gleichzeitig gibt es gut qualifizierte Menschen, die beim Wiedereinstieg in die Arbeitswelt ein Problem haben." Daher sollten Kurse angeboten werden, die Arbeitslosen die Übernahme eines Kleinunternehmens ermöglichen.

Angesichts des differenzierten Arbeitsmarktes sei es umso wichtiger, dass weniger Förder-Gießkanne zum Einsatz kommt, dass zuerst die Probleme analysiert werden und dann "maßgeschneidert unterstützt wird". (frei/DER STANDARD, Printausgabe, 23./24. Februar 2008)