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Baumwolle (oben) oder Zellulosefasern aus Buche, Eukalyptus und anderen Hölzern sind stark im Kommen. Die Umweltbilanz spricht gegen Baumwolle.

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Faserhersteller Lenzing betrachtet dies als Wasser auf seine Mühlen: "Unsere Fasern schlagen Baumwolle."

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Aus dem Lebensmittelhandel sind "bio" und "naturecht" nicht mehr wegzudenken. Mit dem steigenden Umweltbewusstsein nimmt jetzt der Druck auf Hersteller von Textilien zu, möglichst "grün" in der Produktion zu sein. Diese geben den Druck weiter an ihre Vorlieferanten, in erster Linie Stoffhersteller, und diese wieder an die Faserproduzenten.

"Seit etwa zwei Jahren beobachten wir verstärktes Interesse unserer Kunden an Fasern, die auch in der Herstellung ökologisch unbedenklich sind", sagte Josef Schmidtbauer, Innovationsmanager bei Lenzing, dem Standard. Ob Woolworth, Nike oder die britische Kette Marks & Spencer: Die Unternehmen seien dabei, immer mehr "grüne" Produkte in ihr Sortiment zu nehmen.

Lenzing, Weltmarktführer bei Fasern aus Cellulose, sieht sich nicht zuletzt durch die Klimadiskussion und das steigende Interesse an nachhaltiger Produktion bestärkt, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzumachen.

Studie

Die Universität Utrecht hat im Auftrag von Lenzing erstmals den Lebenszyklus naturnaher Fasern (Viskose) untersucht, wie sie der oberösterreichische Hersteller unter den Markennamen Modal und Tencel vertreibt. Die Studie, die Donnerstagabend am Rande der Textilmessen Texworld und Expofil in Paris vorgestellt wurde, zeigt, dass naturnahe Fasern Baumwolle unter ökologischen Gesichtspunkten eindeutig schlagen.

Studienautorin Li Shen hat für den Vergleich auf vorhandene Untersuchungen zu Baumwolle zurückgegriffen und diese den eigenen Analysen zu Modal und Tencel gegenübergestellt. Der Vergleich zeigt unter anderem, dass für die Produktion von einer Tonne Baumwollfasern mehr als ein Hektar Land benötigt wird. Für dieselbe Menge an Modal und Tencel genügen 0,2 bis 0,6 Hektar, je nach dem, ob als Zellstoffbasis schnell wachsender Eukalyptus oder Buchenholz genommen wird. Baumwolle verbraucht zehnmal mehr Wasser als für die Erzeugung von Modal nötig sind und zwanzigmal mehr im Vergleich zu Tencel.

Den Hunger nach Naturfasern durch forcierten Anbau an Baumwolle zu stillen gehe nicht, sagte Schmidtbauer. Das würde zu einem Raubbau der Natur führen. Die Alternative seien naturnahe Fasern. (Günther Strobl aus Paris, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24.2.2008)