So frostig ist das Klima derzeit zwischen der ORF-Sendertochter und ATV. Im Bild: Sender Schöckl (Graz)

Foto: ORS
"Alle Verhandlungen, alles Bitten war vergeblich. Schon im Sinne der kaufmännischen Sorgfalt müssen wir jetzt gerichtlich gegen ATV vorgehen", sagt ORS-Sprecher Michael Weber dem STANDARD. Die ORF-Sendertochter bereitet derzeit eine Klage gegen ihren Kunden ATV vor, die in den nächsten Tagen eingebracht werden.

Gleichwertig mit ORF 1 und ORF 2 strahlt die ORS das Privatprogramm seit Oktober 2006 auf der größten österreichischen Plattform für digitales Antennenfernsehen (DVB-T) aus, dem so genannten Multiplex A. Kostenpunkt pro Jahr und Kanal: geschätzte knapp vier Millionen Euro. Allein: ATV hat bisher keinen Cent dafür überwiesen, sagt Weber.

Das ATV-Logo kam gleichwertig mit jenen des ORF in der Werbung für digitales Antennenfernsehen vor. Vor allem aber machte es den Privatsender gleich zugänglich wie die Programme des Küniglbergs – im Gegensatz zu seinem Start als analoger Sender. Der langjährige Vorstand von ATV, Christoph Schwedler, sagte zuletzt in der Branchenzeitung Horizont: "Mit DVB-T waren unsere Empfangsprobleme schlagartig vorbei. Dadurch haben wir viele Kontakte in diesen Regionen, besonders im südlichen Niederösterreich hat uns das viele neue Seher beschert."

ATV vor Sommer abdrehen

ATV-Eigentümer Herbert Kloiber hat technische Vorteile durch DVB-T in einem früheren Gespräch mit dem Standard bestritten. Bleibt er so zahlungsunwillig, dürften sich die von Schwedler angesprochenen Vorteile auch bald aufhören: Dann würde die ORS laut Weber noch vor dem kommenden Sommer andere Interessenten einladen, die bisher von ATV genutzte Frequenz zu übernehmen.

Rund 500.000 Haushalte empfangen Fernsehen derzeit zumindest auch über DVB-T, sagt Weber. 400.000 Empfangsgeräte sind in Betrieb, USB-Sticks und in Fernsehgeräten schon eingebaute Receiver noch nicht mitgerechnet.

Mit Blick auf dieses Publikum und die drohende Abschaltung erinnert Weber ATV: "So geht man nicht mit seinen Kunden um." Unbezahltes Senden sei zudem "unfair gegenüber anderen Sendern". Der darob "sehr unglückliche" ORS-Sprecher hofft noch "auf Einsicht und Umkehr der ATV-Eigentümer." (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 23./24.2.2008)