Nach der von Microsoft angekündigten Öffnung für Partner und Wettbewerber ist es nach Einschätzung des Konkurrenten Sun Microsystems noch viel zu früh, um die Auswirkungen zu bewerten.

Die Wahrheit kommt mit dem Essen des Puddings"

Die Ankündigung sei äußerst komplex, sagte Donatus Schmidt, Marketing-Chef von Sun Microsystems Deutschland, am Freitag. Zunächst müssen erst einmal die umfangreichen Daten gesichtet und bewertet werden. "Die Wahrheit kommt mit dem Essen des Puddings". Microsoft hatte am Donnerstag angekündigt, viele zuvor als Betriebsgeheimnis gehütete Informationen offenlegen.

"Herzlich willkommen, kann ich da nur sagen"

Für Microsoft sei es sicherlich ein großer Schritt, sagte Schmidt. Der Windows-Konzern will künftig offene Verbindungen zu seiner Software gewährleisten, die Übertragbarkeit von Daten vorantreiben und Industrie-Standards umfassend unterstützen, wie Microsoft-Chef Steve Ballmer ankündigte. Zudem will das Unternehmen offener mit den Anforderungen der Kunden, der Branche und auch der zuvor meist als Rivale angesehenen Open-Source-Gemeinschaft auseinandersetzen. "Herzlich willkommen, kann ich da nur sagen", sagte Schmidt. Der IT-Konzern Sun Microsystems setzt seit geraumer Zeit auf Linux-Entwicklungen und hat mit der Offenlegung des Programm-Codes für sein Solaris-Betriebssystem kommerzielle Erfolge erzielt.

Forderungen

Microsofts Pläne deckten sich allerdings weitgehend mit den Forderungen der EU-Kommission und gingen kaum darüber hinaus, sagte Schmidt. Microsoft will die Spezifikationen seiner Software künftig freigeben, andere Partner und Software-Entwickler besser unterstützen und sein Verhältnis zur Open-Source-Gemeinde verbessern. Schmidt sieht dabei aber noch eine ganze Reihe von Fragen offen. Microsoft habe zum Beispiel die Lizenz-freie Verwendung von Programm-Code nur auf nicht-kommerzielle Nutzung beschränkt. Für die in der Open-Source-Gemeinde verbreitete kommerzielle Nutzung sehe Microsoft keine Freigabe, sondern nun nur ein anderes Lizenzmodell vor. Und mögliche Klagen bei kommerzieller Nutzung habe das Unternehmen nicht explizit ausgeschlossen. Vorteile für den Verbraucher wie zum Beispiel günstigere und sicherere Produkte, würden sich jedoch erst ergeben, wenn der Programm-Code auch für kommerzielle Entwickler frei verfügbar ist.

Das derzeitige Marktumfeld in der Branche habe vermutlich zur Entscheidung Microsofts beigetragen, sagte Schmidt. "Das Web ist in der Industrie die treibende Kraft. Und die Software für das Umfeld heißt Open-Source." Alle wesentlichen Komponenten, auf denen das sogenannte Web 2.0 basiert, basierten auf dem offenen Betriebssystem Linux. "Und jeder, der hier mitspielen will, muss auf Linux aufsetzen." (APA/dpa)