César-Erfolg: Hafsia Herzi in "La graine et le mulet"

Foto: Polyfilm

Paris - Unerwartet großer Sieger der 33. César-Verleihung am Freitagabend im Pariser Theatre des Champs-Elysees wurde der Film "La graine et le mulet" des in Tunis geborenen Franzosen Abdellatif Kechiche, der vier Auszeichnungen erhielt. Der in Österreich im September unter dem Titel "Couscous mit Fisch" startende Spielfilm handelt von einer arabischen Immigrantenfamilie und erhielt Preise für den besten französischen Film, die beste Regie, das beste Original-Drehbuch und die beste Nachwuchsdarstellerin Hafsia Herzi. Für den 47-jährigen Regisseur ist es der dritte große Film. Bereits für "L'Esquive", der Vorstadtjugendliche beim Einstudieren eines Theaterstücks zeigt, erhielt Kechiche 2005 den César für den besten Film, die beste Regie und das beste Drehbuch.

Die Karriere der französischen Schauspielerin Marion Cotillard führt weiter steil nach oben: Erst erhielt die 32-Jährige mit ihrer Darstellung der legendären Chansonsängerin Edith Piaf in "La Mome" ("La vie en rose") den Preis der britischen Filmakademie, dann den Golden Globe, nun den französischen César – und sie ist dafür auch für den Oscar nominiert. Der Film "La Mome" erhielt weiters vier technische Auszeichnungen.

Ebenfalls Oscar-verdächtig ist der Film "Schmetterling und Taucherglocke" ("Le scaphandre et le papillon") von Julian Schnabel, der als bester Regisseur nominiert ist. Für seine darin gelieferte Darstellung eines gelähmten Mannes, der lernt, mit dem Augenlid zu kommunizieren, wurde Mathieu Amalric am Freitagabend mit dem César für den besten Schauspieler ausgezeichnet.

Den Preis für das beste Erstlingswerk und das beste adaptierte Drehbuch erhielt der Trickfilm "Persepolis" der iranischen Comic-Autorin Marjane Satrapi. Die 1969 im Iran geborene, heute in Paris lebende Autorin und Zeichnerin beschreibt darin ihre Kindheit im Iran. Die Zeichentrickverfilmung des Comics wurde mit dem großen Preis der Jury in Cannes ausgezeichnet. Persepolis ist auch bei dem Oscar-Rennen um den besten Animationsfilm dabei.

Bester Dokumentarfilm wurde "L'avocat de la terreur" in der Regie von Barbet Schroeder. Das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck hat den Cesar für den besten ausländischen Film erhalten. Der 1973 in Köln geborene Regisseur nahm die Trophäe persönlich entgegen und streute Rosen: "Frankreich bedeutet viel für mich. Durch meinen Französischunterricht bin ich von der französischen Kultur geprägt, von Molière, Racine. Ich habe das Kino mit den Augen Truffauts entdeckt."

Der große Verlierer des gestrigen Abends, bei dem Stars wie Alain Delon und Fanny Ardant anwesend waren, war der Film "Un secret" von Claude Miller, der mit elf Nominierungen in den Wettbewerb ging. Der Film stellt die Geschichte des jüdischen Einzelkindes Francois dar, dem seine Eltern den Tod des Bruders während der Nazi-Zeit verschwiegen haben. Miller wurde dafür als bester Regisseur nominiert, Cecile de France für die beste weibliche Hauptrolle.

Die Ehrenpreise gingen an den italienischen Autor, Regisseur und Starkomiker Roberto Benigni und die französische Schauspielerin Jeanne Moreau, die am 23. Jänner 80 Jahre alt wurde. (APA/dpa/red)