Washington/New York - Wegen der Verschärfung der Korrektur auf dem Immobilienmarkt, der geringeren Verfügbarkeit von Krediten und höherer Ölpreise sei 2008 ein reales Wirtschaftswachstum von 1,3 bis 2,0 Prozent zu erwarten, teilte die Notenbank am Mittwoch in dem Protokoll (Minutes) der letzten Notenbanksitzung mit. Damit wurde die erst im November gekappte Projektion von 1,8 bis 2,5 Prozent erneut kräftig reduziert. Die Währungshüter veröffentlichen ihre Konjunkturprognose vierteljährlich.

Ein signifikantes Risiko für Wachstum und Beschäftigung sei die Möglichkeit, dass die Häuserpreise schneller als erwartet fallen könnten. Dies würde die Vermögen der Haushalte und ihren Zugang zu Krediten reduzieren, heißt es in dem Protokoll. Sollten sich die Perspektiven für das Wachstum aber verbessern, könnte eine schnelle Aufhebung der jüngsten Zinssenkungen nötig werden, geht aus dem Protokoll hervor.

Die Aussagen der Notenbanker deuteten auf weitere Zinssenkungen der Fed und ein vermutlich für geraume Zeit niedrigeres US-Zinsniveau hin, hieß es in einer Reaktion der Deutschen Bank. Der Euro sprang wieder über die Marke von 1,47 Dollar und die Aktienmärkte in den USA bauten ihre Gewinne aus.

Drastische Zinsschritte

Die Währungshüter hatten den Leitzins bei der jüngsten Sitzung Ende Jänner um 0,50 Prozentpunkte auf 3,00 Prozent gesenkt. In einer nur wenige Tage zuvor erfolgten Entscheidung hatten die FOMC-Mitglieder den Zins bereits um 0,75 Punkte gekappt. Dies war der heftigste Einschnitt seit fast einem Vierteljahrhundert. Wegen der US-Hypothekenkrise hat die Fed den Leitzins seit Sommer 2007 inzwischen um 2,25 Punkte gesenkt.

Allerdings bleibe auch zu hoffen, dass das unlängst verabschiedete Konjunkturpaket der US-Regierung in der zweiten Jahreshälfte die Wirtschaft ankurble, heißt es in dem Protokoll. Für das nächste und übernächste Jahr zeigten sich die Währungshüter optimistischer. Eine schrittweise Entspannung auf dem Häusermarkt, niedrigere Zinsen und geringere Belastung auf den Finanzmärkten könnten dann wieder Grundlage eines stärkeren Wachstums werden. Die US-Notenbank rechnet für 2009 mit einem Plus zwischen 2,1 und 2,7 (alt: 2,3-2,7) Prozent, im Jahr darauf dann mit einem Wachstum zwischen 2,5 und 3,0 (2,5-2,6) Prozent.

Arbeitsmarkt

Insbesondere mit Blick auf den Arbeitsmarkt zeigte sich die Notenbank deutlich pessimistischer. So dürfte die Arbeitslosenquote 2008 zwischen 5,2 und 5,3 (4,8-4,9) Prozent, 2009 bei 5,0 bis 5,3 (4,8-4,9) Prozent und 2010 bei 4,9 bis 5,1 (4,7-4,9) Prozent liegen.

Auch die Projektion für die Inflation erhöhte die Fed. Demnach dürfte die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) 2008 bei 2,0 bis 2,2 Prozent von zuvor 1,7 bis 1,9 Prozent liegen. Die Inflation insgesamt wird mit 2,1 bis 2,4 (alt 1,8 bis 2,1) Prozent veranschlagt. Die Inflationsdaten seien in den vergangenen Monaten zwar enttäuschend gewesen. Die Inflationserwartungen seien gleichwohl gut verankert. Die Mitglieder erwarteten eine allmähliche Abschwächung der Inflation in den kommenden Monaten. Sowohl die Kern- als auch die Gesamtrate dürften 2009 auf 1,7 bis 2,0 Prozent zurückgehen.

Konjunkturbarometer gesunken

Die Schwäche der amerikanischen Wirtschaft spiegelt sich auch im gesunkenen US-Konjunkturbarometer wider. Es ist im Jänner vor allem wegen der Schwäche an den Aktienmärkten weiter gefallen. Der Index, der auf zehn wichtigen US-Wirtschaftsdaten beruht, fiel um 0,1 Prozent und damit den vierten Monat in Folge, wie das Conference Board, ein Institut der Privatwirtschaft in New York mitteilt. Ein Minus in dieser Größenordnung war von vielen Ökonomen erwartet worden. Nach revidierten Daten war der Index im Vormonat immerhin nicht, wie bisher angenommen, um 0,2, sondern nur um 0,1 Prozent gefallen. (APA/dpa-AFX)