Der schöne Raum wird jetzt von den Betreibern des Restaurants "Tancredi" bespielt.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Skeptiker dürfen beruhigt sein: Die Küche, darunter so Handfestes wie Schweinshaxel-Ragout, ist immer noch besser als im Rest des MQ.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Das Urteil der "Neuen Zürcher Zeitung", wonach das Restaurant beim Architekturzentrum der "vielleicht schönste Ort des neuen Wiener Museumsquartiers" ist, hat auch heute, sieben Jahre nach der Eröffnung, seine Gültigkeit. Das liegt an der Architektur des französischen Duos Lacaton/Vassal und dem traumhaft verfliesten Deckengewölbe sowie an der malerischen Stimmung, den der Gastgarten im stillsten Hof des Museumskomplexes im Sommer zu vermitteln vermag. Ganz entscheidend war wohl auch die Küche, die sich stets deutlich vom sonstigen Angebot im MQ abzuheben wusste. Seit ein paar Wochen aber ist Una Abraham, wie berichtet, in die nahe Burggasse übersiedelt. Das nunmehr "Milo" genannte Restaurant wird jetzt von Alexandra und Peter Neurath betrieben. Als Eigentümer des "Tancredi" in Wien-Wieden bringen sie beste Referenzen mit, wenn auch nicht ganz so vornehme, wie das bei den Eselböcks ("Taubenkobel") gewesen wäre - die hatte man sich im Architekturzentrum als Idealbesetzung gewünscht. Mix aus Wiener und mediterraner Küche Von der angekündigten Küchenlinie, in der von einer Konzentration auf Fisch die Rede war, ist zwar nicht gar so viel übrig geblieben, dennoch bezieht die "Milo"-Speisekarte durchaus deutlich Stellung. Küchenchef Bernd Ecke, der bei Herbert Malek im "Bauer" Souschef und zuletzt im Biedermeier-Puppenhaus "Zu ebener Erde und im ersten Stock" Küchenchef war, setzt auf einen Mix aus Wiener und mediterraner Küche. Das klingt jetzt weit öder, als es schmeckt. Die klare Fischsuppe mit Safran und Geigenrochenraviolo etwa ist eine wunderbar dichte, mit ordentlich Fettaugen geschmückte Essenz, die Einlage bietet mit geschmeidigem Teig und hocharomatischer Fülle beste Unterhaltung, dazu gibt es noch ein Scheibchen zart pochierte Jakobsmuschel - mehr als ordentlich. Schweinshaxelragout mit Rosmarin-Polenta-Nockerln ist nicht nur eine mutige Vorspeise, sie bringt die Freude am Schlabber, der diese Extremität nun mal ausmacht, auch überaus fein papriziert auf den Teller - großartig. Das Kalbsbutterschnitzel dagegen gerät viel zu salzig, das Rucolapüree dazu ist bestenfalls lauwarm. Ricotta-Basilikum-Ravioli mit sautiertem Mangold und fein akzentuierter Weißweinsauce sind dafür tadellos, das kurz und scharf gebratene Gemüse sogar richtig gut. Dazu kann aus zwanzig offenen Weinen und einer ganz brauchbaren Auswahl an Flaschenweinen gewählt werden. (Severin Corti/Der Standard/rondo/22/02/2008)