Foto: Anna Stöcher
Im letzten beheizten Zimmer liegt der Müll aufgereiht, türmen sich die Möbel im handlichen Brennholzformat. Richard Dressers Goldene Zeiten, am Samstag im Wiener TAG in der Regie von Gernot Plass präsentiert, stellt die Frage, was zu tun bleibt, wenn die Zeiten so bedrohlich elend sind.

In einer nordamerikanischen Industriestadt, genauso gut könnte es in Russland sein, hat die Fabrik geschlossen, die streunenden Hunde haben die Herrschaft über die Wohnviertel übernommen, und Ray, Arnie und Phil sind nur noch Bier und ein halb kaputtes TV-Gerät geblieben. Während Ray (Georg Schubert) mit einem Antennenhelm göttliche Stimmen (zu viel ferngesehen?) zu hören meint und sich als Religionsstifter versucht, versteht sich ein großer Unbekannter (Rainer Doppler als Bill) sehr gut darauf, die Nöte zum Geschäft zu machen.

Die Idee ist einfach: Man zündet sein Auto an, meldet es als vermisst und kassiert die Versicherungsprämie. Was für ein Markt lässt sich da bedienen, jeglicher Frust, jede Verzweiflung und Wut lässt sich mit pubertär-anarchistischen Leitsprüchen befriedigen - bis die ganze Stadt brennt.

Den knapp zweistündigen Abend, den Plass metronomisch in eine straffe, vitale Form gebracht hat, bestreitet das Ensemble rundum sehr solide: Petra Strasser, Martin Bermoser, Pippa Galli und Jens Claßen. (ih, DER STANDARD/Printausgabe, 19.02.2008)