Das Kabelwerk in Wien-Meidling: Teils Wohnhausanlage, teils Baustelle.

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Eines Tages sollen hier etwa 3000 Menschen wohnen,...

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...zur Zeit wirken die Innenhöfe der Anlage noch eher menschenleer: An die tausend Bewohner haben sich auf dem Gelände der ehemaligen Kabel und Draht AG niedergelassen.

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Im sogenannten "Poolhaus" gehen seit Dezember die Wogen hoch: 43 Flüchtlinge, die ihre vom Fonds Soziales Wien angebotenen Wohnungen im 14. Bezirk verlassen mussten, weil dort neue Obdachlosenunterkünfte entstehen sollen, zogen im Herbst im Poolhaus ein. Die FPÖ ging mit der Behauptung, dass hier AsylwerberInnen auf Steuerkosten im Luxus schwelgen würden, in die Medien.

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Aufhänger des "Luxus auf Steuerkosten"-Gerüchts war die Tatsache, dass sich im Dachgeschoß des Hauses ein Swimmingpool, ein Fitnessraum und eine Sauna befinden, die allen BewohnerInnen des Kabelwerks gegen Bezahlung zugänglich sind. Wer seine Chipkarte nicht entsprechend aufgeladen hat, kommt nicht durch die Sicherheitssperre.

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Der Stadtteil Kabelwerk wurde als integratives Wohnprojekt angelegt. Familien leben hier neben StudentInnen, Zuwanderer neben ÖsterreicherInnen.

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Dieses Lob weist Kabelwerk-Chef Peter Fleissner jedoch zurück: "Es kann auch sein, dass ein Reinhardt-Seminarist nächtens mit Trommelübungen beginnt und andere Mieter stört." Die Bauweise des Poolhauses ist für Lärmexzesse jedenfalls nicht geeignet.

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Poolhaus-Sprecher Georg Hitsch sieht das nicht nur positiv: "150 großteils türkische Studenten und fast fünfzig Asylwerber - das kann nicht gut gehen", meint der operative Leiter eines neuen Mobilfunk-Anbieters für migrantisches Zielpublikum. Die Tatsache, dass im Poolhaus auch Studierende des Max Reinhardt Seminars einquartiert wurden, zeige, "dass es auch anders geht".

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Andreas Bednarek wohnt seit einem Jahr hier. Dass es hin und wieder Konflikte gibt, will er "nicht bestreiten", aber "das ist kein Problem des Kabelwerks". In allen Neubauten gebe es "hin und wieder Einbrüche". Ob es ihn ärgert, dass ihn niemand über die Einquartierung der AsylwerberInnen informiert hatte? "Nein, das ist doch lächerlich. Wer wird denn schon gefragt, bevor er neue Nachbarn bekommt?"

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Ein paar der grellgrünen Sessel im Aufenthaltsraum waren vorübergehend verschwunden, was einige Mieter dazu veranlasste, die AsylwerberInnen des Diebstahls zu verdächtigen. "Man könnte auch sagen, die Appartments sind einfach schlecht eingerichtet", nennt Poolhaus-Sprecher Hitsch eine andere Sicht der Dinge. Nach der schriftlichen Aufforderung, die Sessel zu retournieren, war die Einrichtung bald wieder komplett. Die Diebstahls-Story kursierte weiter.

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Auch von blutigem Spritzbesteck in der Waschküche war die Rede. Wann und von wem dieses gesichtet wurde, kann jedoch auch Haussprecher Hitsch nicht genau sagen. Kabelwerk-Chef Fleissner bestätigt die Meldung eines "Blutflecks auf einer der Waschmaschinen", und gesteht, es sei ein "Fehler" gewesen, in dem Raum kein Waschbecken einzubauen. "Wer dort oben Nasenbluten bekommt, hat nichts, wo er sich reinigen kann." Die Waschbecken werden nun nachträglich installiert.

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Für eine bessere Stimmung unter den HausbewohnerInnen soll nun ein regelmäßiges Sonntagskaffeekränzchen im Poolhaus sorgen. Einzelne BewohnerInnen hatten es initiiert, um die Barrieren zwischen Alt-BewohnerInnen und den neu zugezogenen StudentInnen und AsylwerberInnen abzubauen.

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Seit einigen Wochen sind im Poolhaus regelmäßig Ansprechpersonen der Kabelwerk-Verwaltung unterwegs, und auch nächtens stehen den BewohnerInnen ein Sicherheitsdienst sowie eine Telefon-Hotline zur Verfügung. Die Idee einiger BewohnerInnen, eine Art Bürgerwehr zu gründen, hat sich nicht durchgesetzt. Haussprecher-Hitsch: "Es ist jetzt schon viel ruhiger." (mas, glicka, derStandard.at, 18.2.2008)

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