Während die Regierung gegenüber der Öffentlichkeit schwieg, schritt die Staatsanwaltschaft zur Tat. Es werde gegen unbekannt ermittelt, verkündete der Leitende Staatsanwalt, Robert Wallner, via Radio Liechtenstein. Nicht gegen deutsche Steuerhinterzieher, sondern gegen den Datendieb. Der Staatsanwalt will herausfinden, wie "ein Geschäftsgeheimnis zugunsten des Auslands ausgekundschaftet wurde". Wallner zeigte sich "enttäuscht" von den deutschen Behörden. "Befremdlich" sei deren Vorgehen nach "Jahren enger Kooperation" und so kurz vor der Reform des Stiftungsrechtes. Kontakt und Kooperation mit Deutschland gebe es im konkreten Fall nicht. Rechtshilfeersuchen liege keines vor.
Liechtenstein würde in Sachen Steuerhinterziehung auch keine Rechtshilfe geben. Denn Steuerhinterziehung wird im Fürstentum nicht strafrechtlich verfolgt. Vermutete Steuerhinterziehung muss im Gegensatz zu Geldwäsche- oder Betrugsverdacht auch nicht bei der Financial Intelligence Unit, der Stabstelle zur Erkennung von Geldwäsche und Organisierter Kriminalität, gemeldet werden.
Keine Kontakte zu den deutschen Behörden hat auch die LGT Bank, deren Kundendaten Basis für die Razzien in Deutschland sind. LGT-Sprecher Bernd Junkers zum STANDARD: "Wir sind Opfer krimineller Machenschaften, mehr wissen wir nicht." Ob die Daten aus einem Diebstahl von 2002 stammen oder jüngeren Datums sind, kann Junkers nicht sagen. "Was kann man denn heute noch ausschließen." Über den Datenklau von 2002 kommuniziert die Bank nur wenige Details: Der Mitarbeiter der LGT Treuhand sei in Liechtenstein wegen Nötigung verurteilt worden, sagt Junkers, und: "Wir wurden nicht erpresst." Die Anzahl der verschwundenen Daten wird nicht mitgeteilt.