Frankfurt - Der Verkaufsprozess für die angeschlagene deutsche Mittelstandsbank IKB verzögert sich Finanzkreisen zufolge. Die ursprünglich am Montag endende Frist für die Abgabe unverbindlicher Angebote wurde um mindestens eine Woche verlängert, wie die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfuhr. Auch die angekündigte Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe drückte am Montag auf die Laune der Anleger. Die Aktie verlor mehr als 20 Prozent auf 5,22 Euro, nachdem sie in den vergangenen Tagen nach der Abwendung der Insolvenz deutlich gestiegen war.

Mit der Verschiebung der Frist solle den Interessenten mehr Zeit gegeben werden, die Hilfsmaßnahmen für die IKB zu bewerten, hieß es in den Kreisen. Die staatliche IKB-Großaktionärin KfW, die ihren derzeit rund 38-prozentigen Anteil an der Mittelstandsbank verkaufen will, lehnte eine Stellungnahme ab. Mehrere Interessenten wie die Commerzbank und die genossenschaftlichen Institute DZ Bank und WGZ Bank sind bereits aus dem Rennen um die IKB ausgestiegen, da ihnen die Risiken zu hoch wurden. Die Bank selbst signalisierte am Wochenende erstmals, dass sie in zwei Teilen verkauft werden dürfte. Das teilweise stark risikobehaftete Wertpapierportfolio von bis zu sechs Mrd. Euro dürfte demnach getrennt vom Kerngeschäft veräußert werden. Für die Risikopapiere kommen Finanzinvestoren wie Lone Star infrage, die infolge der Krise auf steigende Kurse wetten. Für beide Bereiche können jedenfalls getrennte Gebote abgegeben werden.

Weitere Unsicherheiten

Experten zufolge ist die IKB auch nach der Kapitalspritze nicht aus dem Gröbsten heraus. "Viele Unsicherheiten hinsichtlich künftiger Verluste bleiben bestehen", hieß es in einem Analystenkommentar der UniCredit.

Um eine Insolvenz der nach Fehlspekulationen am US-Hypothekenmarkt in Schieflage geratenen IKB abzuwenden, hatte der Bund vergangene Woche ein weiteres Hilfspaket über mehr als zwei Mrd. Euro geschnürt. Große Teile der Hilfen sollen durch einen Beschluss der IKB-Hauptversammlung am 27. März über eine Kapitalerhöhung bis zu 1,5 Mrd. Euro in Eigenkapital umgewandelt werden. Die KfW trägt davon 1,2 Mrd. Euro und erhöht ihre Beteiligung damit auf bis zu 90 Prozent.

Zusätzlich schießt sie unmittelbar 600 Mio. Euro zu. Das könnte künftige Ergebnisse der IKB belasten, weil die KfW über einen Besserungsschein Anspruch auf einen Teil möglicher Gewinne der IKB hat.

"Wie erwartet ist die Zeit der freien Mahlzeiten für die freien Aktionäre vorbei, da die angekündigte Kapitalerhöhung zu einer erheblichen Verwässerung führt", erklärten die Analysten von UniCredit. Die IKB-Aktie kostet nur noch gut fünf Euro - vor einem Jahr waren es noch sechsmal so viel. Ihr Börsenwert ist nach drei Hilfspaketen auf rund 600 Mio. Euro geschmolzen. (APA/Reuters)