Nicht nur Großbanken entdecken die Finanzierung von Kleinstbetrieben in Entwicklungs- und Schwellenländern. Auch italienische Unternehmen versuchen im Fahrwasser von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus Gutes zu tun. Der sizilianische Weinhersteller Donnafugato mit einem Jahresumsatz von 17 Mio. Euro etwa hat gemeinsam mit der Banca Etica aus Mailand ein Mikrokredit-Projekt in die Wege geleitet, um kleinen Betrieben in Sizilien den Kredithahn zu öffnen. Donnafugato-Chefin José Rallo versteht sich nicht nur auf den Weinanbau, sondern hat auch mit ihren Musik-CDs großen Erfolg. Deren Erlös kommt nun ausschließlich den Miniunternehmen ihrer Region zugute.

Bei der Kreditverteilung wird sie von der Banca Etica und lokalen Non-Profit-Organisationen flankiert. "Mit einem Kredit von 10.000 bis 15.000 Euro ist manch einem Handwerksbetrieb geholfen. Der Kreditnehmer muss den Betrag zurückzahlen, wir sind jedoch bei Zinsen und Kredittilgung äußerst flexibel", sagte die Winzerin dem Standard. Die Initiative sei auch eine Kampfansage an das organisierte Verbrechen und die Wucherzinse, die in ihrer Region das Unternehmertum bremsten.

Benetton finanziert Afrika

Der Pullikonzern Benetton hat seine gesamte Kampagne 2008 auf die neuen Mikrokredit-Initiativen in Senegal aufgebaut. Sie zeigt Beispiele von Miniunternehmen in Afrika, die sich dank der zweckorientierten Finanzierung selbstständig eine Existenz aufbauen. "Senegal gilt als Pilotprojekt für ganz Afrika", meinte ein Unternehmenssprecher.

Italien habe bereits 200 Jahre bevor Muhammed Yunus mit seinen Mikrokrediten den Friedens-Nobelpreis gewann, ein ähnliches Geldvergabe-System entwickelt, sagte Fabio Silva, Bankmanager der Banca Etica. Dieses System ist heute noch in zahlreichen Teilen Afrikas unter dem Namen "la tontine" bekannt. Die vor sieben Jahren gegründete Banca Etica habe im Vorjahr erstmals schwarze Zahlen geschrieben. Sie sei, ähnlich wie die Zweite Bank in Österreich, die einzige italienische Bank, die sich ausschließlich auf Kunden mit niedriger Bonität konzentriert. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.2.2008)