Rom - Der NS-Kriegsverbrecher Michael Seifert ist knapp 63 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Italien ausgeliefert worden. Der heute 83-jährige Verurteilte, der seit 1951 in Kanada untergetaucht und 2000 von einem italienischen Tribunal in Abwesenheit wegen Kriegsverbrechen verurteilt worden war, landete am frühen Samstagmorgen auf dem römischen Flughafen Ciampino, berichtete die Nachrichtenagentur ADN-Kronos.

Von Rom soll Seifert ins Militärgefängnis Santa Maria Capua Vetere in Kampanien gebracht werden. Ob Seifert die lebenslange Haft hinter Gittern absitzen muss, ist noch unklar. Angesichts von Seiferts Alter könnte dieser beantragen, die Strafe im Hausarrest abzubüßen.

Kanadische Staatsbürgerschaft

Seifert soll während des Kriegs als Aufseher eines Lagers in Bozen 18 Menschen umgebracht haben. Das italienische Gericht hatte ihn für schuldig befunden, für 18 Fälle von Mord und Folter zwischen Juni 1944 und April 1945 verantwortlich zu sein. Im Oktober 2002 hatte das Kassationsgericht das Urteil des Militärgerichts bestätigt. Seifert, der auch die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt und seit 1951 in Vancouver lebt, bestreitet die Vorwürfe.

Seifert versuchte, mit allen rechtlichen Mitteln die Auslieferung an Italien zu verhindern. Die Behörden in Vancouver machen ihm allerdings inzwischen seine kanadische Staatsbürgerschaft streitig. Seifert habe bei der Einwanderung seine Herkunft und vor allem seine Aktivitäten während des Krieges verschleiert oder verheimlicht, erklärte die Staatsanwaltschaft. (APA)