Der Bauernbub studierte zunächst in Prishtina Geschichte und Philosophie, später auch an der von den Albanern im Untergrund geführten Universität. 1995 suchte er in der Schweiz um Asyl an und besuchte in Zürich Vorlesungen zu internationale Beziehungen. Am Abend dirigierte er die Aktionen der UCK. Nach den Massenvertreibungen und der brutalen Unterdrückung der Albaner durch die serbischen Sicherheitskräfte, führte der damals 30-Jährige im Februar 1999 die kosovo-albanische Delegation bei den Friedensverhandlungen in Rambouillet an. Obwohl er als Schützling der damaligen US-Außenministerin Madeleine Albright galt, verweigerte er zunächst die Unterschrift unter den Friedensplan. Nach dem Einschreiten der Nato im Juni verpflichtete sich der UCK-Chef aber schnell seine Truppen zu entwaffnen. Der Rebellenführer wurde zum Chef der Demokratischen Partei Kosovo (PDK). Auf dem Nummernschild seines Wagens war "PR 0001" zu lesen, in Prishtina war Thaci tatsächlich unentbehrlich geworden, vor allem als Kontaktperson für die Amerikaner und als einer, der die UCK-Leute im Griff hatte.
Thaci hatte den Ruf, nicht gerade zimperlich gegenüber Konkurrenten aus den eigenen Reihen zu sein. Auch Gerüchte über Verbindungen zur organisierten Kriminalität rissen nicht ab. 2003 wurde er aufgrund eines serbischen Haftbefehls vorübergehend in Budapest festgenommen und nach einer Intervention der UNO freigelassen.
Vergangenen November wurde der fast scheu wirkende Mann, als die PDK erstmals zur stärksten Kraft wurde, zum Premier gewählt. Sein Wahlkampflied "The final Countdown" mutete beinahe ironisch an. Denn Thaci hatte unzählige Male die baldige Unabhängigkeit des Kosovo angekündigt. Diesen Sonntag ist es nun so weit. Thaci ist der Regierungschefs eines neuen Staates.