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Prophylaxe ist wesentlich, wenn man nicht krank aus dem Urlaub zurückkommen will.

Weniger als die Hälfte der deutschen Urlauber sind im Urlaub gesund. Der Großteil der Reisenden leidet unter typischen Erkrankungen wie Sonnenbrand, Sonnenallergien oder Magen-Darm-Infektionen. Das hat eine Umfrage des europäischen Reiseportals trivago ergeben. 20 Prozent der deutschen Urlauber leiden demnach an Reisediarrhoe. Sonnenbrand und Sonnenalergie vermiesen 19 Prozent die eigentlich schönste Zeit im Jahr. Die Franzosen hingegen sind im Urlaub vor allem eines: Unglücklich. 37 Prozent geben an, dass sie unter Depressionen leiden.

80 Prozent werden krank

Herwig Kollaritsch vom Zentrum für Reisemedizin in Wien bezeichnet diese Zahlen als "nicht außergewöhnlich". "Etwa 80 Prozent aller Interkontinentaltouristen haben mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen", erklärt Kollaritsch die Situation. Dabei rangieren Atemwegserkrankungen an erster Stelle, gefolgt von Durchfallserkrankungen, die durchschnittlich etwa 40 Prozent der Reisenden betreffen. Allerdings liege die Ursache an Reisedirarrhoe nicht bei den Urlaubern: "Auch in absoluten Tophotels kommt es immer wieder zu Magen-Darm-Infektionen. Obwohl die Küche allen Anforderungen der Hygiene entspricht und auf Sauberkeit bei der Zubereitung von Speisen größter Wert gelegt wird, sind Infektionen sehr häufig. Das ist unvermeidlich", sagt Kolleritsch. "Der Eindruck von Sauberkeit und hohem Standard, den Hotels vermitteln, führt zu dem Trugschluss, dass auch das Essen unseren Standards entspricht. Dass dem nicht so ist liegt daran, dass die Ausgangsprodukte in den jeweiligen Ländern bereits kontaminiert sind." Problematisch sind alle Länder, in denen keine westliche Trinkwasserversorgung und Abfallentsorgung vorhanden sind.

Die Rechnung für Unvernunft zahlt der Urlauber

Sehr wohl beeinflussbar ist hingegen die Gefahr, einen Sonnenbrand zu erleiden. Laut Studie ist ein Viertel der britischen Urlauber betroffen. Diese Zahl bestätigt auch Kollaritsch: "Die Engländer sind berühmt dafür, am dritten Urlaubstag mit Brandblasen im Krankenhaus zu liegen. Grund dafür ist, dass auf der britischen Insel die Sonne relativ selten scheint und die Briten selber sehr hellhäutig sind. Allerdings ist es reine Unvernunft, wenn Urlauber sich ab dem ersten Tag, teilweise ungeschützt, in die pralle Sonne legen." Das Risiko der UV-Einstrahlung ist sehr hoch und die Folgen bezeichnet Kollaritsch als "sehr übel". "Die Menschen müssen begreifen, dass sie auch die Rechnung dafür bezahlen müssen, wenn sie sich dieser Gefahr aussetzen."

Grundregeln beachten

Die mit Abstand häufigsten Beschwerden sind Atemwegsinfektionen wie Husten oder Schnupfen. Auch hier haben Urlauber Einfluss auf eine mögliche Erkrankung. "Man schaltet, wenn man verschwitzt ins Zimmer kommt, nicht die Klimaanlage auf höchste Leistungsstufe. Es gibt gewisse Regeln, die hier genauso gelten wie in jedem anderen Land. Ein Grundmaß an Vernunft sollte jeder Reisende im Gepäck haben", rät Kollaritsch.

Kleiner Stich – dramatische Folgen

Tatsächlich gefährlich wird es bei Tropenkrankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber. Beide Erkrankungen werden durch Insektenstiche ausgelöst, wobei das Problem bei Dengue-Fieber noch verstärkt wird, da die übertragenden Stechmücken auch tagsüber aktiv sind, während die Malaria von Moskitos übertragen wird, die nur in der Dämmerung auf Nahrungssuche gehen. Wird keine Malariaprophylaxe angewendet, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei etwa vier Prozent. Dengue-Fieber ist bei etwa einem Prozent der Urlauber festzustellen. "Ein unterschätztes Problem ist die Grippe. Etwa ein Prozent der Reisenden infiziert sich im Urlaub mit Influenza-Viren. Ich rate jedem, sich vor Urlaubsantritt genauestens über die Gefahren im Reiseland zu informieren und auf jeden Fall impfen zu lassen." Unterschätzt wird das Risiko einer Tollwutinfektion. Die Gefahr eines suspekten Kontaktes mit einem infizierten Tier liegt bei etwa 0,5 Prozent. Hepatitis A und B oder Typhus sind ebenfalls lebensbedrohliche Infektionskrankheiten, vor denen man sich mit Impfungen schützen kann.

Südostasien ist beliebt

Wesentlich für die Gefahr einer Infektion ist das Urlaubsziel: "Man kann nationale Unterschiede feststellen. So ist etwa Afrika bei den Österreichern im Moment eher unbeliebt. Es sind vor allem die südostasiatischen Länder wie Burma, Thailand oder Vietnam, die, nicht zuletzt wegen der guten Flugverbindungen, besonders hoch im Kurs stehen", sagt Kollaritsch. Damit einhergehend ist eine steigende Zahl an Dengue-Fieber-Infektionen. "Man kann gegen Dengue-Fieber nur eines tun: Insektenschutzmittel verwenden. Es gibt keine Prophylaxe. Charakteristisch für die Erkrankung sind das hohe Fieber und extreme Muskel- und Gelenksschmerzen. Auch der Verlauf ist sehr speziell. Bestehen bei einer erstmaligen Infektion noch gute Aussichten auf vollständige Heilung, so kann es beim zweiten Mal zu einem schweren Verlauf mit einer Letalität von zehn bis fünfzehn Prozent kommen." Diverse Insektensprays sollten also bei einem Südostasien-Urlaub unbedingt ins Reisegepäck.

Die Vernunft steigt

In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ist laut Kollaritsch die Bereitschaft zur Vorsorge gestiegen: "Es gibt heute weniger Malariainfektionen. Offenbar nehmen die Menschen die Gefährlichkeit der Krankheit ernst." Alarmierend ist, dass gerade junge Reisende kaum Imfpungen in Anspruch nehmen. "Vorsorge kostet Geld, Impfungen gibt es nicht umsonst. Diese Tatsache schreckt genau jene ab, die eigentlich am dringendsten darauf achten sollten, ausreichend geschützt zu sein", so Kollaritsch. Gerade für Backpacker, die in Ländern wie Indien mehrere Wochen oder Monate unterwegs sind, sind Impfungen gegen Hepatitis, Tollwut und Diphterie besonders wichtig.

Fälle "banaler Erkrankungen" nicht registriert

Ob sich Reisende jedoch im Urlaubsort an Vorsichtsmaßnahmen halten, – keine Eiswürfel, kein rohes Obst oder Gemüse, kein Leitungswasser – ist nicht bekannt. "Wir erfahren nur von jenen Erkrankungen, die meldepflichtig sind", sagt Kollaritsch. Dazu gehören unter anderem Schlafkrankheit, Lepra oder Ebola. "Ob jemand unter Wurmbefall leidet oder eine Durchfallserkrankung mitgebracht hat, wird uns nicht gemeldet." Im Zentrum für Reisemedizin erhalten Reisende Informationen zu Impfungen, Impfpläne sowie sämtliche Impfungen, die für die jeweilige Destination empfohlen werden. (ham)