Mailand - Weder die US-Bank Merrill Lynch noch die französische Société Générale bzw. die deutsche Postbank stehen im Visier der Mailänder Großbank Unicredit. "Wir wollen vorerst organisch wachsen und höchstens in jenen europäischen Ländern kleinere Akquisitionen tätigen, wo wir noch schwächer positioniert sind", sagte Unicredit-CEO Alessandro Profumo am Montag vor der Auslandspresse in Mailand. In Russland, in Ungarn und in der Slowakei könnte Unicredit noch wachsen. Heuer sollen 520 neue Filialen in Osteuropa eröffnet werden.

Die Bank Austria Mutter, Unicredit, habe die Subprime-Krise weniger zu spüren bekommen als andere europäische Banken. Auch deshalb, weil das Schwergewicht von Unicredit weiterhin im Retail-Banking liege. Profumo bestätigte, dass Italiens Banken im Allgemeinen von der Subprime Krise weniger betroffen wurden, als etwa die deutschen oder die Schweizer Banken, die im Investmentbanking stärker sind. Vor allem die deutschen Banken hatten versucht, ihren niedrigeren Profitmargen durch risikoreiche Anlagen in Subprime Papiere wettzumachen.

Unicredit Group müsse jedenfalls keine Wertberichtigungen auf LBOs vornehmen. Die Mailänder Großbank habe kreditfinanzierte Übernahmen im Wert von fünf Mrd. Euro vorgenommen. Diese laufen gut, es sehe keine Notwendigkeit für Abschreibungen. Auch die Tatsache, dass die Ausleihungen in manchen Ländern wie etwa in Russland, Kasachstan oder Rumänien stärker als die Einlagen wachsen, sei kein Problem. Dafür nehmen in Ländern wie etwa in Österreich oder Deutschland die Einlagen wesentlich stärker zu als die Ausleihungen. In Österreich habe Unicredit nun begonnen, das Immobilienvermögen von Bank Austria zu verkaufen.

Hart gegen Kleinaktionäre

Was das Squeeze Out bei der HVB-Bank Austria betrifft, so ist Profumo keineswegs gewillt, den Forderungen der Kleinaktionäre nach einem höheren Preis nachzukommen. "Wir werden den Prozess fortsetzen", meinte der Bankchef und ließ wissen, dass er die Forderungen als übertrieben empfinde.

Auf die Frage, ob Unicredit zum Verkauf stehe, meinte Profumo nur: "Wenn ein Interessent den doppelten Preis des Aktienkurses bietet, dann könnte man im Vorstand darüber diskutieren". Bisher sei kein Angebot in Sicht. "Wir sind de facto eine europäische Bank" so der Bankchef. Nur mehr 45 Prozent des Umsatzes werden im Inland erzielt. (Thesy Kness-Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.02.2008)