Beatrice Uerlings New York - Wald, Pisten, die Sonne über den Rocky Mountains: Bachelor Gulch, einen Steinwurf vom Skiort Aspen entfernt, war das, wovon Robert Hidey immer geträumt hatte. Vor drei Jahren schlug der kalifornische Architekt zu: Für 280.000 Dollar kaufte er sich das Recht, jedes Jahr 30 Tage Urlaub im Ritz Carlton zu machen. "Ein eigenes Domizil wäre natürlich noch besser gewesen, aber dafür reichte es einfach nicht", so Hidley.

Eine Zweitbleibe, auch wenn sie einem nur zum Teil gehört: Eine große Zahl von Amerikanern hat sich diesen Wunsch in den vergangen Jahren erfüllt. Time-Shares machten es möglich. Das Konzept beinhaltet Nutzungsrechte für ein Hotelzimmer, Apartment oder Haus für eine bestimmte Anzahl Tage im Jahr.

Vier Prozent der US-Familien besitzen inzwischen ein Time-Share. Allein 2006 wurden damit zehn Milliarden Dollar (6,9 Mrd. Euro) umgesetzt. Die Investments in den Sektor haben sich seit 2002 verdoppelt.

Time-Shares sind überall in den USA zu finden. Unterhaltungs- und Hotelkonzerne wie Disney, Marriott oder Hilton haben ein Netz von Ferienanlagen aufgebaut. Selbst in New York macht das Konzept Furore: Das edle St. Regis Hotel hat zwei Stockwerke reserviert. Kostenpunkt für 28 Tage Nutzungsrecht im Jahr: zwischen 300.000 und 750.000 Dollar, je nach Zimmergröße.

Vertrag unkündbar

Für die Anbieter ist das ganze ein einträgliches wie sicheres Geschäft. Die vorab beglichenen, einmaligen Zahlungen der Time-Share-Vertragspartner gleichen eventuelle Leerstandraten aus. Außerdem schießen die Teilzeitbewohner zur Instandhaltung der Domizile bei. Letzteres bricht nun vielen das Genick.

Dan Patak macht sich große Vorwürfe. Der 32-jährige New Yorker hat seine Eltern einst dazu angespornt, in ein Time-Share in Florida zu investieren. Die Wahl fiel auf eine Zweizimmerwohnung in Myrtle Beach. Jetzt wachsen den Pataks die Kosten über den Kopf. Da die in Aktien angelegte Altersvorsorge nur noch ein Bruchteil dessen wert ist, was sie einmal war, schlagen die 1200 Dollar, die jedes Jahr für den Unterhalt des Feriendomizils aufgebracht werden müssen, plötzlich ins Gewicht.

Doch es gibt kein Entrinnen. Wie viele Time-Sharer haben sich auch die Pataks auf einen Vertrag eingelassen, der selbst im Todesfall nicht kündbar ist. "Wenn mein Vater stirbt, muss ich die Rechnung begleichen", sagt Sohn Dan.

Selbst für diejenigen, die eine Ausstiegsklausel haben, werden die Optionen rarer, denn es gibt kaum noch Interessenten. Neuen Erhebungen zufolge können Verkäufer froh sein, wenn sie zehn Prozent des einstigen Kaufpreises rausholen. Ein Blick auf Ebay zeigt: Dort stehen momentan 1185 Time-Share-Investments zur Versteigerung, Startpreis: ab einem Dollar. (Beatrice Uerlings, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.02.2008)