Lohnende Ziele für einfache Skitouren liegen auf der Planneralm nahe. Nahegelegt wird einem allerdings auch stets die entsprechende Sicherheitsausrüstung.

Foto: Planneralm

Auf der Planneralm gibt es jetzt einen Bankomaten. Und? Wer jetzt einfach mit den Schultern zuckt, outet sich als ahnungslos. Denn Menschen, die die kleine steirische Skiregion mit ihrem knappen Dutzend Pensionen und fünf Liften kennen, wissen: Das ist relevant. Weil es davor eben doch vorkam, dass Gäste nach Donnersbach, manchmal sogar bis nach Irdning fahren mussten, um Geld zu holen. Und das sind immerhin zehn Kilometer Bergstraße.

Obwohl: Jene Menschen, die die Planneralm wirklich kennen, wussten immer, dass man hier – bisher – auch Urlaub vom Plastikgeld machte. Schließlich ist das kleine "Dorf" auf 1600 Metern Seehöhe seit langem ein Insidertipp: Wer beim Gedanken an Event-Ski-Destinationen Magenkrämpfe bekommt, findet hier nämlich, was er sucht: Skifahren wie damals.

Wobei "damals" nicht missverstanden werden soll: Zwar gibt es die Planneralm als Skiort heuer 100 Jahre, aber das heißt natürlich nicht, dass man hier auf Fassdauben und in Kniebundhosen herumrutscht. Oder aus eigener Kraft von 1600 auf 2200 Meter hinaufkriechen muss: "Wie damals" bedeutet, dass man hier mit fünfeinhalb Liften (zwei Sesselliften, drei Schlepper und einem "Babylift") das Auslangen findet. Zugegeben: Das ist nichts für Menschen, die mindestens 140 Kilometer präparierter Hänge wollen.

Gelände-Verlängerung

Skifahren findet aber nicht nur auf Pisten statt: Die Gegend jenseits der Liftanlagen gilt als Paradies für Freerider und Tourengeher – und wird deshalb von etlichen Organisationen als Ausbildungszone für richtiges Off-Piste-Verhalten genutzt. Das hat Folgen: Im Gelände trifft man relativ selten auf ahnungslose Ich-fahr-euch-einfach-einmal-nach-Sportler. Und auf den Pisten ist der Anteil an Betrunkenen und anderen Gefahrenquellen auch nach 14 Uhr beruhigend niedrig. Vielmehr stolpert man beim Spazieren-, Touren- oder Schneeschuhgehen und selbst beim Langlaufen immer wieder über Gruppen, die bedächtig mit dem Lawinenpieps üben.

Freilich hat "Skifahren wie damals" eine Kehrseite: Wenn sich ein ganzes Skigebiet dem Wettrennen der Etikettierung als "schick" oder "cool" entzieht, findet auch jener Wettkampf nicht statt, der aus schlichten Herbergen anderswo Wellnessburgen und aus Selbstbedienungsrestaurants Haubenlokale werden ließ: Das Angebot ist solide, aber nirgendwo so richtig umwerfend. Mitunter kommen Erinnerungen an die Schulskikurs-Kost auf: "wie damals" eben. Der Vorteil: Auch Lift- und Gastro-Preise sind tendenziell eher von gestern.

Aber es gibt auch eine moderne Seite der Planneralm: Während in "zeitgeistigen" Regionen Selbstversorger-Appartements oft den Charme der 1970er-Jahre versprühen, findet sich hier mit den "Holzboxen" eine moderne, funktionale und elegante Appartement-Anlage. Die heimste nicht nur Holzbau-Designpreise ein, sondern gilt auch als Beleg dafür, dass man in den Bergen anders als im "Lederhosenlook" bauen kann, ohne gleich die Landschaft zu beleidigen.

Doch nicht nur das soll die Planneralm bekannt machen: Als im schneelosen Vorjahr ein Hotelier vom Arlberg seine Homepage mit Tiefschnee-Actionbildern aufpeppen wollte, benutzte er Powder-Aufnahmen, die im März 2007 hier entstanden waren. Niemand merkte es.

Hätte der Arlberger allerdings Bilder von den Pisten genommen, wäre ihm das nicht gelungen: Irgendjemandem wäre wohl aufgefallen, dass die Schneekanonen fehlen. Die gibt's hier nicht, weil der Schnee bislang noch zuverlässig vom Himmel fällt. So wie damals halt. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Printausgabe/9./10.2.2008)