Als Michael Köhlmeier seine Gäste nach knapp achtzig Minuten wieder entließ, hatte man das Gefühl, dass das Thema "Hassliebe USA – Europa" im "Club 2" in gewisser Weise verfehlt worden war. Denn die, oder besser: eine US-amerikanische Perspektive auf Europa wurde nur am Rande gestreift, dafür jedoch ausführlich darüber diskutiert, was der "amerikanische Traum" für die Anwesenden denn nun sein könne.

Foto: ORF/Ali Schafler

Die Wahlen am Super Tuesday waren für die Diskussion ein Anlass, den es angesichts einer weit über die gängige Sachbuchdiskussion hinausreichenden Debatte gar nicht gebraucht hätte. Über das Verhältnis zu den USA diskutiert man mittlerweile ja beinahe mit Argumenten wie über die Vor- und Nachteile des Stadt- und Landlebens, weshalb es auch in der behaglichen "Club"-Atmosphäre mitunter schwierig schien, alltägliche Erfahrungen der Diskutanten als Teil einer – wie auch immer zu beurteilenden – Realpolitik nachzuvollziehen.

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Das Interessante waren jedoch weniger die einzelnen mehr oder weniger klugen Positionen, sondern die Emphase, mit welcher diese vorgetragen wurden – und hier waren die Proamerikaner nicht nur zahlenmäßig eindeutig im Vorteil. Denn offensichtlich ist es immer noch einfacher, mit der Leidenschaft alter Hollywoodfilme an einen ganz spezifischen amerikanischen Traum zu glauben, als diesen in Frage zu stellen.

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Dem britischen Historiker Niall Ferguson zufolge fehlen dem "verleugneten Imperium" der Wille und die Geduld, seiner globalen Verantwortung gerecht zu werden. Ersterer jedenfalls war bei den US-Anhängern eindeutig vorhanden, für die Geduld mussten achtzig Minuten genügen. (pek/DER STANDARD, Printausgabe, 8.2.2008)

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